Zeitschrift für Theologie, geistliches Leben und christliche Kultur
Christ-Katholische Gemeinde in Deutschland gegründet
Im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes wird am 14. April 2012 in München die erste Christ-Katholische Gemeinde in Deutschland gegründet. Bischof Dr. Roald Nikolai Flemestad (Oslo) ernennt Pfarrer Klaus Mass zum Generalvikar und Administrator der Nordisch-Katholischen Kirche in Deutschland.
Hintergrundbericht zur Gemeindegründung / PNCC und NKK bilden die Union von Scranton
Wer steht hinter der neuen katholische Kirche in Deutschland?
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Grußwort des Bischofs
Liebe Schwestern und Brüder in Deutschland, mit der Gründung einer neuen Pfarrgemeinde, sowie der Aufnahme einer Ordensgemeinschaft in unsere Kirche beginnt eine neue missionarische Initiative der Union von Scranton in Mitteleuropa. Unsere Arbeit will als Zeugnis verstanden werden, wir glauben an das Heilswerk des gekreuzigten und auf-erstanden Christus. Die Gemeindegründung in Deutschland ist ein Zeichen unseres Glaubens an die schöpferische Kraft Gottes. Allein in diesem Glauben können wir gemeinsam mit den Kirchen der christlichen Ökumene zu Zeugen und Missionaren des Evangeliums werden.
Es segne Euch und das von uns begonnene Werk, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
Euer Bischof
+ Roald Nikolai
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Aus der alten Kirche
Kirchengeschichte, Patrologie, Liturgie & Spiritualität
(Fortlaufende Rezeption der „Theologie der Kirchenväter" von M. Fiedrowicz, Freiburg 2007, 1. Teil )
Anfänge einer wissenschaftlichen Theologie bei Origenes
Origenes (185 -254 n. Chr.) galt bereits zu Lebzeiten als der bedeutendste, aber auch umstrittenste Theologe der griechischen Kirche. Mit dem Hexapla schuf er eine Zusammenstellung unterschiedlicher Bibelübersetzungen und dem hebräischen Originaltext. Diese Arbeit allein würde ihn schon zum Vater der wissenschaftlichen Exegese machen. Sein Werk „de principiis" übersetzt die christliche Lehre in die Sprache der griechischen Philosophen. Der streng asketisch lebende Theologe kam immer wieder in Konflikt mit den kirchlichen Autoritäten seiner Zeit und wurde zwischenzeitlich auch exkommuniziert. Schließlich starb er unter der Christenverfolgung des Kaisers Decius.
Origenes plädiert in der Auseinandersetzung mit dem Heiden Celsus für einen vernunftgemäßen Glauben: „Ferner ist es auch nach Überzeugung der Schrift weitaus besser, mit Vernunft und Weisheit den Lehrsätzen zuzustimmen als nur mit einfachem Glauben." Celsus warf den Christen Naivität, einen blinden Glauben und Frageverzicht vor.
Origenes distanziert sich ausdrücklich von fragwürdigen Glaubensvorstellungen solcher Christen, „die nicht im Stande sind, den Sinn der Schriftstellen zu durchdringen, auch keine Mühe auf die Erforschung der Schrift verwenden wollen, obwohl doch Jesus sagt: Forscht in den Schriften."
Dennoch überfordert Origenes seine einfachen christlichen Glaubensgefährten nicht. Er unterscheidet zwischen den wissenschaftlich Gebildeten (Theologen) und dem einfachen Volk (Laien). Die Theologen hätten die Lehre mit vielfältigen Beweisen, sei es aus der Schrift, sei es aus ihren wissenschaftlichen Überlegungen zu begründen. Die Laien hingegen bräuchten diese Reflexionen nicht nachzuvollziehen, für den einfachen Christen genüge es, sich den Worten des Erlösers mit schlichtem Glauben anzuvertrauen.
In seinem Werk (de principiis) legt er eine erste systematische Reflektion des christlichen Glaubens vor. Dabei handelt es sich um keine vollständige in sich geschlossene Dogmatik, sondern um eine suchende Theologie, welche die offenen Fragen des christlichen Glaubens diskutiert. Origenes zeigt unterschiedliche Argumentationen auf, ohne eine letzte verbindliche Antwort geben zu wollen. Dies überlässt er jedem Leser selbst.
Während er sich wie seine theologischen Mitstreiter Irenäus oder Tertullian ausdrücklich auf die apostolische Überlieferung bezieht, geht er bei spekulativen Fragen z.B. nach dem Wesen des hl. Geistes, des Teufels oder der Engel über diese hinaus. Es gibt keine Frage, der er sich nicht intellektuell stellen will, dabei bleibt er sich jedoch stets bewusst, dass alle seine Antworten lediglich hypothetischen Charakter haben können.
Aus den Überlieferungen der Schrift und den einzelnen Glaubenssätzen wollte er ein organisch Ganzes werden lassen. Im Mittelpunkt seiner Betrachtung steht der Mensch, von dessen Erschaffung über seinen Aufstieg und Fall bis zu seiner Erlösung.
Am Anfang der Gotteserkenntnis stehen bei Origines die Propheten, am Ende der Offenbarung die Apostel. Aufgabe der Theologen sei es nun, nichts Neues mehr hinzuzufügen, sondern alles mit dem Verstand zu erforschen und es so darzustellen, dass der eine Leib der Wahrheit mit Weisheit zusammengefügt wird. Mit Recht kann Origines daher als Begründer der wissenschaftlichen Theologie bezeichnet werden.
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Von der Liturgie der alten Kirche, Teil 1
Immer schon bildete die Feier der Liturgie das Zentrum des christlichen Gemeindelebens. Die zahlreichen liturgischen Formen und Handlungen der alten Kirche variierten in den ersten Jahrhunderten je nach Zeit und Ort erheblich voneinander. Das liturgische Gedächtnis an den gekreuzigten und auferstandenen Herrn spiegelte die theologische Reflexion ebenso wieder, wie sie durch diese entfaltet wurde. Erst in der Spätantike setzten sich im Einzugsbereich der bedeutendsten Kirchen unterschiedliche Grundtypen der Liturgie durch.
Hatte die erste christliche Generation nichts als die Texte des Alten Testamentes der hebräischen Bibel in der Hand, so entwickelten sich über die kommenden Jahrhunderte sowohl mündliche als auch schriftliche Traditionen, die schließlich in den liturgischen Büchern der karolingischen Reform im 9. Jahrhundert normatiert wurden.
Am Anfang der christlichen Liturgie steht folglich ein doppelter Übergang von der mündlichen zur schriftlichen und von der regionalen zur globalen Überlieferung. Erste liturgische Überlieferungen finden sich bereits im Neuen Testament. So zum Beispiel wenn Paulus uns die Einsetzungsworte in der Feier der Eucharistie mitteilt oder wenn wir im Jakobusbrief von der Salbung der Kranken mit Öl erfahren. Die ältesten liturgischen Anweisungen stammen aus der etwa um 100 n.Chr. in Syrien verfassten Lehre der Apostel (Didache). Aus dem 2. und 3. Jahrhundert stammen nur wenige liturgische Überlieferungen, so von Justin aus Rom und von Tertullian und Cyprian aus Kathargo.
Erst im 4. christlichen Jahrhundert, nachdem sich das Christentum als römische Staatsreligion durchsetzen konnte, schwillt die Literatur zu liturgischen Themen erheblich an. Ein wesentlicher Text ist die Traditio Apostolica, eine spätere Rekonstruktion aus verschiedenen orientalischen Kirchenordnungen des 3. Jahrhunderts.
Im christlichen Gottesdienst wurzelt immer auch jüdische Liturgie und Spiritualität aus dem Tempelkult, der Synagoge und dem häuslichen Gottesdienst. Ebenso trägt der christliche Gottesdienst immer auch die Erinnerung an die griechisch-römische Antike in sich. Ob das Wort Liturgie (Dienstleistung) an sich, ob die Ausrichtung der Kirchen nach Osten oder Elemente aus dem Kaiserkult.
Der christliche Gottesdienst verstand es stets, sich vom jüdischen und heidnischen Kult abzugrenzen und sich zugleich von diesen bereichern zu lassen.
In den ersten beiden Jahrhunderten fand der christliche Gottesdienst ausschließlich in Privathäusern statt. Im deutlichen Gegensatz zum Heidentum, gab es weder Altäre, noch Götterbilder oder Tempel. Die frühesten Überlieferungen für christliche Kunst und liturgisches Bauen stammen aus dem 3. Jahrhundert. Im 4. Jahrhundert nahm das Christentum dann die Ausdrucksformen der griechisch-römischen Kultur in Kult, Kleidung und Architektur an.
Sprachlich feierten die Christen der ersten Jahrhunderte noch nicht die „Sakramente"(Eid, Fahneneid), sie sprachen viel mehr von den „Mysterien"(Geheimnisse). Hier kommt zum Ausdruck, dass die alte Kirche nicht nur zwischen dem heidnischen Tempelkult und dem Judentum stand, sondern sich auch in einer Konkurrenzsituation mit den sogenannten Mysterienkulten (Mithras) befand. Schließlich kam es zu einer sprachlichen Übereinkunft von Mysterium und Sakrament, welche beide gleichermaßen die Zeichen des christlichen Heilsereignisses zum Ausdruck bringen.
Leseempfehlung: Alfons Fürst, Die Liturgie der alten Kirche, Münster 2008.
Meldungen aus der Union von Scranton
Mit Wirkung vom 13. Januar wurden die polnischen Gemeinden der PNCC von Erzbischof Dr. Anthony Mikovsky unter die Juristiktion der Diözese Kanada gestellt.
Die Abtei St. Severin aus dem Orden von Port Royal stellt sich unter die
Jurisdiktion der Christ-Katholischen Kirche.
Während ihrer Europareise besuchten Bischof Dr. Roald Nikolai Flemestad (Oslo) und Pfr. Robert Nemkovich, Ökumenebeauftragter der Polnisch Katholischen Nationalkirche der USA (PNCC) die Abtei St. Severin in Kaufbeuren. Nachdem die Mitglieder der Abtei durch ihren Austritt aus dem katholischen Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland kirchlich heimatlos geworden waren, gab es intensive Kontakte und Gespräche mit der PNCC und der NKK. Zwischen den Kirchen der Union of Scranton und dem Orden konnten weitreichende theologische und spirituelle Übereinstimmungen festgestellt werden. Mit großer Freude nahm Bischof Dr. Roald Nikolai Flemestad die Mitglieder der Abtei und ihrer deutschen Filialen in die Gemeinschaft der Nordisch-Katholischen Kirche auf.
Priesterweihe und Dekanat in Italien
Am 29. Januar weihte Bischof Dr. Roald Nikolai Flemestad den Diakon Dr. Paolo Leone zum Priester. Gleichzeitig wurde aus den italienischen Gemeinden unter der Jurisdiktion der PNCC ein Dekanat der Diözese Buffalo-Pittsburgh errichtet.
In Memoriam - Bischof Jan Dawidziuk (1937 -2012)
Am 6. März 2012 verstarb der 1937 in Polen geborene Bischof Jan Dawidziuk. Der polnische Priester wanderte 1981 in die USA aus und schloss sich der PNCC an. 1999 wurde er durch die Synode zum Bischof gewählt und durch den Episkopat geweiht. Von 2003 -2009 leitete Dawidziuk die West-Diözese mit Amtssitz in Chicago. Bischof Jan hinterlässt seine Frau Anna und seine Tochter Elisabeth.
Das ewige Licht leuchte ihm, er möge ruhen in Frieden.
Am 19. Mai 2012 wird Erzbischof Dr. Anthony Mikovsky Herrn Diakon Matthew M. Furemalm (bisher Pfarrer der Kirche von Schweden) zum Priester weihen. Die Feier der Ordination findet in der evangelisch-methodistischen Kirche St. Peter, Upplandsgatan 12 um 12.00 Uhr statt.
Aus der Ökumene
Die Sphinx von Canterbury
Zum Rücktritt von Erzbischof Dr. Rowan Williams
Am 16. März 2012 erklärte der anglikanische Erzbischof von Canterbury Dr. Rowan Williams seinen Rücktritt mit Wirkung zum Jahresende. Der 1950 geborene Williams bekleidet das Amt des geistlichen Oberhauptes der Kirche von England seit 2002. Offiziell wäre der Erzbischof bis zu seinem 70. Geburtstag im Amt geblieben und damit erst 2020 ausgeschieden. Für seine letzten Berufsjahre strebt Williams eine akademische Funktion an der Universität Cambridge an.
Es gibt wohl kaum einen Freund oder Feind des Erzbischofs, der nicht einen seiner vielen klugen Worte im eigenen Sinne zu verwenden wüsste. Williams wird als Erzbischof einer sicherlich schwierigen Übergangszeit in mehrfacher Hinsicht in Erinnerung bleiben.
Der liberale Theologe, mit großem akademischen Verstand mühte sich stets um die Einheit der weltweit ca. 80 Millionen Anglikaner. An dieser betont schwierigen Aufgabe ist der Erzbischof schließlich auch gescheitert. Dem Satz des hl. Paulus überstrapazierend, allen alles zu werden, ist Williams allmählich zu einer theologischen und kirchenpolitischen Sphinx geworden. Den Frauen eine Frau, den Schwulen ein Schwuler, den Konservativen ein Konservativer, den Römern ein Römer und den Alt-Katholiken ein Alt-Katholik. Der Trick, den er dabei anwandte, um nirgendswo als unglaubwürdig zu erscheinen, lag darin, stets zwischen seiner privaten und öffentlichen Meinung zu differenzieren. So konnte er als Mensch dem zustimmen, was er im Amt ablehnte und im Amt zustimmen, wovon er sich als Theologe distanzierte.
Die großen Themen seiner Amtszeit waren die Fragen nach der Stellung der Frau im geistlichen Amt und der Bedeutung der Homosexualität in der christlichen Moral. Gleichgültig welche Position er in diesen Fragen auch einnahm, er löste damit stets in einigen Landeskirchen Zustimmung und in anderen heftige Ablehnung aus. Faktisch ist die anglikanische Gemeinschaft, die sich in einer schwierigen Übergangssituation von einer postkolonialen Kirche in eine Weltkirche befindet, in mindestens zwei nahezu unversöhnliche Lager zerbrochen. Dabei stehen heute nicht mehr nur die Hochkirchler den Evangelikalen gegenüber, sondern auch die betont Konservativen gegen die Liberalen.
Deutlichen Widerspruch lösten seine Überlegungen aus, in einigen Rechtsangelegenheiten auch in Großbritannien die islamische Scharia einzuführen. Beispielsweise im Eherecht (Polygamie) oder auch bei Finanzangelegenheiten (Zinsverbot) könnte er sich vom britischen Recht abweichende Loyalitäten vorstellen. Seine späteren feinsinnigen Distanzierungen von allen „Parallelinstitutionen" blieben unglaubwürdig.
Ein weiteres Dilemma des vergangenen Jahrzehnts beschreibt die Haltung zur römischen Kirche. Selbst mehrere anglikanische Bischöfe wechselten während seiner Amtszeit nach Rom. Wie in vielen anderen Fragen auch blieben sowohl seine Annäherungen, als auch seine Distanzierungen gegenüber dem Bischof von Rom unbestimmt. Auch hier konnten sich Freund und Feind die jeweils bekömmlichsten Rosinen herauspicken. Am Ende wünscht er seinem Nachfolger „die körperliche Verfassung eines Ochsen und die Haut eines Nashorns." Rowan Williams, die Sphinx von Canterbury, wird als gescheiter und gescheiterter Erzbischof in Erinnerung bleiben.
Glaubensgrundlagen der Union von Scranton
Die Utrechter Erklärung von 1889
1 Wir halten fest an dem altkirchlichen Grundsatz, welchen Vinzenz von Lerin in dem Satz ausgesprochen hat: Id teneamus, quod ubique, quod semper, quod ab omnibus creditum est; hoc est etenim vere proprieque catholicum (wir halten fest an dem, was immer, überall und von allen geglaubt worden ist; das ist nämlich wahrhaft katholisch). Wir halten darum fest an dem Glauben der alten Kirche, wie er in den ökumenischen Symbolen und in den allgemein anerkannten dogmatischen Entscheidungen der ökumenischen Synoden der ungeteilten Kirche des 1. Jahrtausends ausgesprochen ist.
2 Als mit dem Glauben der alten Kirche in Widerspruch stehend und die altkirchliche Verfassung zerstörend, verwerfen wir die vatikanischen Dekrete vom 18.07.1870 über die Unfehlbarkeit und den Universal-Episkopat oder die kirchliche Allgewallt des römischen Papstes. Das hindert uns aber nicht, den historischen Primat anzuerkennen, wie denselben mehrere ökumenische Konzilien und die Väter der alten Kirche den Bischof von Rom als dem primus inter pares zugesprochen haben mit der Zustimmung der ganzen Kirche des 1. Jahrtausends.
3 Wir verwerfen auch, als in der hl. Schrift und der Überlieferung der ersten Jahrhunderte nicht begründet, die Erklärung Pius IX. von 1854 über die unbefleckte Empfängnis Mariä.
4 Was die anderen in den letzten Jahrhunderten von dem römischen Bischof erlassenen dogmatischen Dekrete, die Bullen Unigenitus, Auctorem fidei, den Syllabus von 1864 usw. betrifft, so verwerfen wir dieselben, soweit sie mit der Lehre der alten Kirche in Widerspruch stehen, und erkennen sie nicht als maßgebend an. Überdies erneuern wir alle diejenigen Proteste, welche die altkatholische Kirche von Holland in früherer Zeit bereits gegen Rom erhoben hat.
5 Wir nehmen das Konzil von Trient nicht an in seinen dogmatischen Entscheidungen, welche die Disziplin betreffen, und wir nehmen seine dogmatischen Entscheidungen nur insoweit an, als sie mit der Lehre der alten Kirche übereinstimmen.
6 In Erwägung, dass die heilige Eucharistie in der katholischen Kirche von jeher den wahren Mittelpunkt des Gottesdienstes bildet, halten wir es für unsere Pflicht, auch zu erklären, dass wir den alten katholischen Glauben von dem heiligen Altarsakramente unversehrt in aller Treue festhalten, indem wir glauben, dass wir den Leib und das Blut unseres Herrn Jesu Christi selbst unter den Gestalten von Brot und Wein empfangen. Die eucharistische Feier in der Kirche ist nicht eine fortwährende Wiederholung oder Erneuerung des Sühneopfers, welches Christus ein für allemal am Kreuze dargebracht hat, aber ihr Opfercharakter besteht darin, dass sie das bleibende Gedächtnis desselben ist und eine auf Erden stattfindende reale Vergegenwärtigung jener einen Darbringung für das Heil der erlösten Menschheit, welche nach Hebr 9,11-12 fortwährend im Himmel von Christus geleistet wird, indem er jetzt in der Gegenwart Gottes für uns erscheint. Indem dies der Charakter der Eucharistie bezüglich des Opfers Christi ist, ist sie zugleich ein geheiligtes Opfermahl, in welchem die den Leib und das Blut des Herrn empfangenen Gläubigen Gemeinschaft miteinander haben (1 Kor. 10,17).
7 Wir hoffen, dass es den Bemühungen der Theologen gelingen wird, unter Festhaltung an dem Glauben der ungeteilten Kirche, eine Verständigung über die seit den Kirchenspaltungen entstandenen Differenzen zu erzielen. Wir ermahnen die unserer Leitung unterstellten Geistlichen, in der Predigt und im Unterricht die wesentlichen christlichen Glaubenswahrheiten, zu welchen sich die kirchlich getrennten Konfessionen gemeinsam bekennen, in erster Linie zu betonen, bei der Besprechung der noch vorhandenen Gegensätze jede Verletzung der Wahrheit und der Liebe sorgfältig zu vermeiden und die Mitglieder unserer Gemeinden durch Wort und Beispiel anzuleiten, Andersgläubigen gegenüber sich so zu verhalten, wie es dem Geiste Jesu Christi entspricht, der unser aller Erlöser ist.
8 Durch treues Festhalten an der Lehre Jesu Christi, unter Ablehnung aller durch die Schuld der Menschen mit derselben vermischten Irrtümer, aller kirchlichen Missbräuche und hierarchischen Bestrebungen, glauben wir am erfolgreichsten dem Unglauben und der religiösen Gleichgültigkeit , dem schlimmsten Übel unserer Zeit , entgegenzuwirken.
Utrecht, den 24.09.1889 +Heykamp; +Rinkel; +Diependaal; +Reinkens; +Herzog
Die Erklärung von Scranton vom 28. April 2008
Wir halten fest an dem altkirchlichen Grundsatz, den der heilige Vinzenz von Lerin wie folgt ausgesagt hat: „Id teneamus, quod ubique, quod semper, quod ab omnibus creditum est, hoc est etenim vere proprieque catholicum". Wir halten darum fest am Glauben der alten Kirche, wie er in den ökumenischen Symbolen und in den allgemein anerkannten dogmatischen Entscheidungen der ökumenischen Synoden der ungeteilten Kirche des ersten Jahrtausends ausgesprochen ist.
Deshalb verwerfen wir die Vatikanischen Dekrete vom 18. 07.1870 über die Unfehlbarkeit und den Universalepiskopat und die kirchliche Allgewallt des römischen Papstes, da sie mit dem Glauben der alten Kirche in Widerspruch stehen und die altkirchliche Verfassung zerstören. Das hindert uns aber nicht daran, den historischen Primat anzuerkennen, wie er von mehreren ökumenischen Konzilien und durch die Lehre der Kirchenväter übermittelt wurde: Der Bischof von Rom ist der „Primus inter pares", der Erste unter Gleichen.
Wir verwerfen auch, als in der heiligen Schrift und der Überlieferung der ersten fünf Jahrhunderte nicht begründet, die Erklärung Pius IX vom Jahre 1854 über die unbefleckte Empfängnis Mariens. Wir lehnen auch die Dogmatisierung der leiblichen Himmelfahrt der Jungfrau Maria durch Pius XII aus dem Jahr 1950 ab, da sie im Widerspruch zur heiligen Schrift steht.
Wir lehnen die zeitgenössischen Erneuerungen innerhalb der Anglikanischen und Altkatholischen Kirchen der Utrechter Union ab, die der Schrift und der Tradition der alten Kirche widersprechen: die Ordination von Frauen zum Priesteramt, die Bischofsweihe von Frauen und die sakramentale Segnung von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften.
Seit jeher ist die Heilige Eucharistie der wahre Mittelpunkt des katholischen Gottesdienstes. Daher halten wir es für unsere Pflicht, zu erklären, dass wir am alten katholischen Glauben vom hochheiligsten Altarsakrament unversehrt und in aller Treue festhalten. Wir glauben, dass wir in den Gestalten von Brot und Wein Leib und Blut unseres Herrn Jesus Christus empfangen. Die eucharistische Feier selbst ist nicht eine fortwährende Wiederholung und Erneuerung des Sühneopfers, das Christus ein für allemal am Kreuz dargebracht hat. Ihr Opfercharakter besteht darin, dass sie das bleibende Gedächtnis desselben ist und eine auf Erden stattfindende reale Vergegenwärtigung jener einen Darbringung Christi für das Heil der erlösten Menschheit ist, die nach Hebr. 9,11-12 fortwährend im Himmel von Christus vollzogen wird, indem er in der Gegenwart Gottes für uns erscheint. Die Feier der Eucharistie ist so geheiligtes Opfermahl in dem die empfangene gläubige Gemeinschaft miteinander Anteil an Leib und Blut des Herrn empfängt (1.Kor.10,17).
Wir hoffen, dass es den katholischen Theologen, unter Beibehaltung des Glaubens der ungeteilten Kirche gelingen wird, eine Verständigung über die seit den Kirchenspaltungen entstandenen Differenzen zu erzielen.
Wir ermahnen und ermutigen die Priester, die unter unserer Jurisdiktion stehen dazu, die wesentlichen christlichen Wahrheiten durch die Verkündigung des Wortes Gottes und durch die Unterweisung der Gläubigen zu vermitteln, zu lehren, einzuüben und in der Diskussion mit kontroversen Anschauungen in Wort und Tat ein Beispiel zu sein im Einklang mit den Lehren unseres Erlösers Jesus Christus.
Durch treues Festhalten an der Lehre und Doktrin Jesu Christi, unter Ablehnung aller Fehler die durch die Schuld der Menschen, aller kirchlichen Missbräuche und hierarchischen Bestrebungen entstanden, glauben wir erfolgreich dem Unglauben und der religiösen Gleichgültigkeit, dem schlimmsten Übel unserer Zeit, entgegenzuwirken.
+Robert Nemkovich, +Thomas Gnat; +Thaddeus Peplowski; +Jan Dawidziuk; +Sylvester Bigaj; +Anthony Mikovsky; +Anthony Kopka; +John Mack
Scranton, den 28. April 2008
Klosterprodukte aus der Abtei St. Severin (Kaufbeuren)
Im Angebot des zu unserer Kirche gehörenden Zisterzienserkloster St. Severin (Kaufbeuren) erhalten Sie eine Fülle von gesunden, wohlriechenden oder auch gutschmeckenden Produkten.
Informieren Sie sich selbst unter: www.abtei-st-severin.de
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Editorial des Herausgebers:
zukunftsorientiert, nicht vergangenheitsbesessen
Ein Vergleich zwischen den Kirchen der Union von Scranton und anderen altkatholischen Kirchen in Europa zeigt, dass fast in allen theologischen Fragen Übereinstimmung herrscht. Es handelt sich stets um bischöflich-synodal verfasste Kirchen, welche auf der Grundlage der Utrechter Erklärung von 1889 die Entscheidungen des ersten Vaticanums von 1870 zurückweisen. Weiterhin besteht Einigkeit, dass man nicht in der theologischen oder gesellschaftlichen Situation des 19. Jahrhunderts verharren könnte oder müsste. So distanzieren sich alle altkatholischen Kirchen von den neuzeitlichen Mariendogmen, lehnen die Zölibatspflicht für ihre Priester ab und sehen in der kirchenleitenden Beteiligung von Laien, sowie im ökumenischen Dialog eine konstitutionelle Notwendigkeit der Kirche. Der Riss innerhalb der altkatholischen Familie, wie auch bei anderen Konfessionsfamilien liegt in der Frage nach der Möglichkeit der Ordination von Frauen ins geistliche Amt und in der Frage nach der sakramentalen Segnung gleichgeschlechtlicher Lebenspartner. Die Kirchen der Union von Scranton lehnen diese Entwicklungen ab. Dabei orientieren sie sich an der hl. Schrift, an der kirchlichen Tradition, sowie an den Positionen großer ökumenischer Partner, wie der röm.-kath. Kirche und den Kirchen der Orthodoxie. Selbstverständlich gehören auch zu den Kirchen der Union of Scranton theologisch gebildete und spirituell begabte Frauen und homosexuell veranlagte Christen. Selbstverständlich wird niemand aufgrund seines Geschlechtes, oder seiner sexuellen Orientierung ausgegrenzt. Allerdings wird Gleichberechtigung nicht mit Gleichmacherei verwechselt oder so getan, als ob eine kleine Kirche einfach so – durch Mehrheitsbeschluss – über die Sakramente verfügen könnte. Aus alt-katholischer Perspektive mögen die Positionen der Union von Scranton als wenig innovativ erscheinen, im ökumenischen Kontext jedoch vertritt diese Kirche weder frauenfeindliche, noch homophobe Positionen, sondern vielmehr den Mainstream. In diesem Blatt soll, bei klarer Position, immer auch der andere Teil gehört werden. Liberalität bedeutet nicht allem zuzustimmen, sondern in Freiheit auch die andere Position auszuhalten.
Impressum: Die Mitteilungen aus der Union von Scranton sind ein Mitteilungsblatt der Christ-Katholischen Kirche in Deutschland. Beiträge und Leserbriefe sind stets herzlich willkommen. Namentliche Beiträge geben die Meinung des Autors wieder und müssen nicht der redaktionellen Position entsprechen. Die Redaktion behält sich die Kürzung und Ablehnung von Leserzuschriften vor. Unverlangte Artikel werden nicht zurückgesandt. Die Mitteilungen erfüllen zunächst die Aufgaben einer Kirchenzeitung, eines Amtsblattes, sowie eines Gemeindebriefes. Erscheinungsweise und Umfang sind daher zunächst unregelmäßig.
Redaktion: Klaus Mass, Kapellenstraße 7, 85254 Einsbach, pfarramt-christ-katholisch@web.de
Mit der Christ-Katholischen Gemeinde in Deutschland wurde zunächst keine neue Kirche gegründet. Für die meisten Menschen dürfte die Nachricht einer neuen Kirchengründung in Deutschland sowieso irgendwo zwischen kurios und unerheblich stehen. Die Gemeinde der deutschen Christ-Katholiken bildet einen Zweig der Nordisch-Katholischen Kirche (NKK) und ist damit Mitglied der Union von Scranton. Die Nordisch-Katholische Kirche mit Bischofssitz in Oslo wurde vor über einem Jahrzehnt von Mitgliedern der evangelisch-lutherischen Staatskirche in Norwegen gegründet. Im Hintergrund stand die Frage: Wie viel Nähe und Distanz darf es zwischen Staat und Kirche geben? Muss die Kirche allen staatlichen Entscheidungen, z.B. in Fragen des Eherechtes oder bezüglich der Regelungen des Schwangerschaftsabbruchs folgen? Ihrem Gewissen folgend löste sich die kleine Gruppe aus der Staatskirche. Anders als man es vielleicht erwarten könnte, schlossen sich die nun heimatlosen Christen jedoch nicht der röm.-kath. Kirche an. Zum einen, weil sie in lutherischer Freiheit den Unfehlbarkeitsanspruch des Bischofs von Rom ablehnten, zum anderen weil sie in sich eine starke Affinität zur orthodoxen Liturgie und Theologie entdeckten. Damit entsprach die kleine Gemeinschaft exakt den theologischen Entwürfen des Altkatholizismus. Man nahm Verbindung zur weltweit größten altkatholischen Kirche, der Polnisch-Katholischen Nationalkirche (PNCC) in den USA auf. Unter der Jurisdiktion der PNCC erfolgte nun der Aufbau einer eigenständigen Kirche in Norwegen und Schweden. Mit der Bischofsweihe von Dr. Roald N. Flemestad wurde die NKK 2011 zu einer autonomen katholischen Kirche. Die PNCC und die NKK bilden gemeinsam die Union von Scranton, einen internationalen Zusammenschluss altkatholischer Kirchen in den USA, in Kanada, Norwegen, Schweden, Polen, Italien und Deutschland. Der Kirchenbund umfasst ca. 30.000 Christen in 150 Gemeinden. Über die PNCC ist die Union von Scranton Mitglied im Weltkirchenrat, mit der röm.-kath. Kirche pflegt sie eine (eingeschränkte) Sakramentengemeinschaft. Zu etlichen anglikanischen und orthodoxen Kirchen unterhält sie beste ökumenische Beziehungen.
Bericht über die einzelnen Landeskirchen, sowie zu den spezifischen ökumenischen Beziehungen folgt in einer späteren Ausgabe der Mitteilungen.