Zeitschrift für Theologie, geistliches Leben und christliche Kultur
Ein internationales Fest des Glaubens gefeiert
Altkatholische Bischöfe aus Kanada, Polen und Österreich konsekrieren Bischöfe
der Christ-Katholischen Kirche in Deutschland
Der erste Bischof der Christ-Katholischen Kirche in Deutschland, Klaus Mass, sowie Weihbischof Dr. Thomas Doell wurden am 19. Mai 2019 in Urspringen (Franken) durch altkatholische Bischöfe aus Kanada, Polen und Österreich konsekriert. Damit konnte, wie das Main-Echo aus Lohr schrieb, die erste Aufbauphase der 2012 in München gegründeten Kirche abgeschlossen werden.
In den vergangenen sieben Jahren konnten Gemeinden und Gottesdienststationen in Bayern, Baden-Württemberg und im Saarland errichtet werden. Im November 2018 kamen dann Delegierte aller Gemeinden zur ersten Synode der Kirche zusammen. Auf der Synode wurden nicht nur das Kirchenrecht und die theologischen Prinzipien der Kirche verabschiedet, sondern auch der erste Bischof nach dem Recht der Kirche (kanonisch) gewählt. Dieser wiederum hat dann sein Team, zu welchem auch ein Weihbischof gehört, berufen. Die Synode wurde durch Bischof Jürgen Schmode von der Altkatholischen Kirche in British Columbia (Kanada) begleitet und moderiert (kanonisch).
„Er wurde zum Bischof auf Grund des Urteils Gottes und seines Gesalbten, auf Grund des Zeugnisses fast aller Kleriker, auf Grund der Abstimmung des damals anwesenden Volkes und der Zustimmung altbewährter Bischöfe.“ (Cyprian, Ep.55,8)
Die Bischofswahl wurde dann den leitenden altkatholischen Bischöfen in Utrecht Joris Vercammen (Niederlande), in Scranton Anthony Mikovsky (USA) und Marek M. Karol Babi in Płock (Polen) mitgeteilt. Von keinem dieser Bischöfe ist ein Einspruch gegen die Bischofswahl und Weihe erhoben worden.
Der gewählte Bischof der Christ-Katholischen Kirche bekannte sich daraufhin gegenüber der bayerischen Staatsregierung zu Europa und Deutschland. In einem Schreiben an Ministerpräsident Dr. Markus Söder zitierte der Bischof electus unter anderem auch die in Bayern übliche Eidesformel katholischer Bischöfe:
"Vor Gott und auf die heiligen Evangelien schwöre und verspreche ich, so wie es einem Bischof geziemt, Deutschland und Bayern Treue. Ich schwöre und verspreche, die verfassungsmäßig gebildete Regierung zu achten und von meinem Klerus achten zu lassen. In der pflichtmäßigen Sorge um das Wohl und das Interesse des deutschen Staatswesens werde ich in Ausübung des mir übertragenen geistlichen Amtes jeden Schaden zu verhüten trachten, der es bedrohen könnte."
In einem Schreiben vom 28. Dezember 2018 dankte der leitende Ministerialrat des Bayrischen Staatsministerium für Untericht und Kultus Dr. Dieter Schütz Bischof (electus) Klaus Mass für sein ausdrückliches Bekenntnis zur verfassungsgemäßen staatlichen Ordnung und wünscht dem neuen Bischof alles Gute zur Ausübung seines verantwortungsvollen Amtes.
Hintergrund: In Deutschland regelt und ordnet jede Religionsgemeinschaft auf Grundlage des allgemeinen Gesetzes ihre Angelegenheiten selbständig. In Bayern sind ausschließlich die röm.-kath. Bischöfe gemäß Konkordatsvereinbarungen zu oben zitiertem Treueeid verpflichtet.
Am 19. Mai erfolgte dann die Bischofsweihe im fränkischen Urspringen. Die Wahl des Weiheortes folgte zunächst rein organisatorischen Gründen, die üblicherweise von der St. Patricks Gemeinde zum Gottesdienst genutzte Kirche in Wernfeld wäre deutlich zu klein gewesen und hätte auch keine Möglichkeiten zur Bewirtung der zahlreichen Festgäste geboten. Unter Leitung von Diakon Dietholf Schröder und Subdiakon Roman Weimann hatte die örtliche Gemeinde die Gemeindehalle zu einem würdigen und festlichen Gottesdienstort umgestaltet, welchen Bischof Schmode unter Verwendung von Weihwasser und Weihrauch auch den kirchlichen Segen erteilte.
Es mag Fügung sein, dass eine der ersten Christ-Katholischen Gemeinden in Karlstadt entstanden ist. An diesem Ort (Karlburg) befand sich bereits vor Gründung des Bistums Würzburg ein christliches Kloster. Ein Ort der ersten Christen in noch weitgehend heidnischer Umwelt. Wer dort zum Christ wurde, bekam eine Gewandbrosche mit Kreuzsymbol, ein Zeichen, an dem sich die Glaubensgeschwister gegenseitig zu erkennen vermochten.
Nicht nur die deutschen Christ-Katholiken, Freunde und Verwandte der Kandidaten und ökumenische Gäste aus unterschiedlichen Kirchen hatten sich zur Feier eingefunden, anwesend waren auch vier altkatholische Bischöfe aus Kanada, Österreich und Polen.
Es handelte sich um die Bischöfe der Old Catholic Church of British Columbia (Jürgen Schmode und Joseph Gerard LaPlante), der Nationalkatholischen Kirche von Polen (Adam Rosiek), sowie der Altkatholischen Kirche der Slowakei (Weihbischof Hansjörg Peters).
Bischof Schmode stand als Hauptzelebrant der Feier vor (die örtliche Zeitung Main-Post hatte in ihrer Berichterstattung die Namen der Bischöfe Schmode, LaPlante und Mass an einigen Stellen vertauscht), alle anderen Bischöfe fungierten als Kokonsekratoren. Zunächst verkündete ein Vertreter der Christ-Katholischen Kirche das Wahlergebnis der Synode und bat dann die anwesenden Bischöfe die beiden Kandidaten zu konsekrieren.
Bischof Schmode antwortete auf die Bitte der Ortskirche mit der orthodoxen Theia-Charis-Formel:
„Die göttliche Gnade, die allezeit das Schwache heilt, und das Mangelnde ersetzt, erhebt den Priester Klaus Mass zum Bischof der
Christ-Katholischen Kirche in Deutschland. Lasst uns für ihn beten, auf dass die Gnade des Heiligen Geistes auf ihn komme.“
Nach Wortgottesdienst und Anrufung des Hl. Geistes folgte die Befragung der Kandidaten nach deren Bereitschaft zur Übernahme des bischöflichen Dienstes. Die durch Zeremonienmeister Gerhard Seidler mit ruhiger Hand geführte Liturgie näherte sich nun zeichenhaft ihrem Höhepunkt, indem sich die Kandidaten während der Allerheiligenlitanei zu Boden legten und in die Tradition des Christentums von seinen Anfängen bis in die Gegenwart eintauchten, ein Moment in welchen himmlische und irdische Kirche für alle Anwesenden spürbar zusammentraten.
Im Anschluss an die Litanei knieten die Kandidaten vor den Bischöfen nieder und empfingen unter Schweigen, Handauflegung und Gebet die Bischofsweihe.
Die Geburt der neuen Bischöfe aus der Heiligen Schrift und den Aposteln wurde besonders eindrucksvoll sichtbar, indem nun die Häupter der Kandidaten unter den über sie ausgebreiteten Evangeliaren zu verschwinden schienen. Eingehüllt in die Gemeinschaft des Episkopats erfolgte das Weihegebet.
Im Anschluss kamen die Geweihten wie neu geborene Kinder wieder zum Vorschein, doch noch knieten sie vor dem Hauptzelebranten. Dieser salbte sie nun und überreichte ihnen die Insignien des neuen Amtes. Das Evangeliar, den Ring, die Mitra und den Hirtenstab.
So ausgestattet wurde der neue Bischof als Lehrer seiner Gemeinde von den anderen Bischöfen zu seiner Kathedra geführt und auf dieselbe gesetzt. Ein Moment, den die Gemeinde mit Applaus und „Er ist würdig! – Für viele Jahre!“- Rufen begleitete. Auch der neue Weihbischof wurde auf seinen Platz im Kollegium der Bischöfe geführt. Axios!
Das erste, was der neugeweihte Bischof sprach: „PAX VOBISCUM“, der Friedensgruß, welchen er dann mit der ganzen Gemeinde austauschte.
Es folgte die Eucharistiefeier in festlicher und fröhlicher Weise. Am Ende des Gottesdienstes erklangen die üblichen Dank und Grußworte der Anwesenden und derer, die sie schriftlich aus der Ökumene gesandt hatten. Schließlich ging die Feier des Gottesdienstes in die Feier der Agape, in ein fröhliches Festmahl über.
Pressespiegel:
katholisch.de (Bonn ) 23. Mai 2019
„Zum Bischof geweiht wird der bisherige Generalvikar Klaus Mass. Er wurde 1970 in Verden an der Aller geboren und trat nach dem Abitur in den Karmeliterorden ein. Es folgte ein Studium der katholischen Theologie in Würzburg und Rom sowie später auch der altkatholischen Theologie in Bonn. Nach seiner Priesterweihe 2000 war er für die Priesterausbildung der unbeschuhten Karmeliten in Deutschland zuständig. Aufgrund seiner Eheschließung wechselte Mass in die altkatholische Kirche. 2012 wurde der Vater zweier Kinder Generalvikar der neuen CKK.
Als Weihbischof ist Thomas Doell vorgesehen. Der Sohn eines Landwirts aus Unterfranken studierte ebenfalls Theologie in Würzburg und trat dann die altkatholische Kirche ein. Er ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder. Starke Impulse für Mission und Gemeindeaufbau habe er durch den USAmerikaner Robert H. Schuller (Hour of Power) erhalten, heißt es. Mass und Doell seien von ersten Synode der Kirche, die im November 2018 in München tagte, in die jeweiligen Ämter gewählt worden.“
Main-Post (Würzburg) 15. Mai 2019
„eine junge Kirche, unabhängig vom Papst, frei vom Zölibat, mit Mitbestimmungsrechten für Laien und einem altkatholischen Verständnis von Werten, Liturgie und Spiritualität. Wie auch in der orthodoxen Kirche sei eine zweite Eheschließung nach weltlicher Scheidung unter gewissen Voraussetzungen möglich. … „Wenn sich die christkatholische Kirche auch voll zum zweiten vatikanischen Konzil bekennt, so weist sie doch die dogmatischen Erklärungen des ersten vatikanischen Konzils, wie die Unfehlbarkeit des Papstes, zurück“.
Main-Post (Würzburg) 20. Mai 2019
„Pfarrer Gerhard Siedler begrüßte alle zu diesem "Fest der Freude". Feierlich zogen die Bischöfe Josef Gerard Laplante und Jürgen Schmode (Altkatholische Kirche von Britisch Kolumbien), Bischof Hansjörg Peters (Altkatholische Kirche der Slowakei), Bischof Adam Rosiek (Altkatholische Nationalkirche in Polen) und der Bischof "electus" Klaus Mass sowie der ernannte Weihbischof Doktor Thomas Doell, beide von der ChristKatholischen Kirche in Deutschland, ein. …
Bischof Klaus Mass wurde durch die Synode der Kirche im November letzten Jahres in München gewählt. Auf derselben Synode wurde der Weihbischof durch den gewählten Bischof in sein Amt berufen. Der Weihegottesdienst wurde teilweise auch in englischer und in polnischer Sprache gehalten. …
Die Kandidaten antworteten auf die Fragen um am Aufbau der Kirche mitzuarbeiten, ihr bis zum Tod zu dienen, zu sorgen wie ein guter Vater, gütig und barmherzig zu sein und Verwirrte zurückzuführen: "Ich bin bereit." Beim anschließenden Wechselgesang der AllerheiligenLitanei lagen sie vor dem Altar. Es folgte die Bedeckung mit dem Evangeliar, das Weihegebet und die Salbung mit Chrisam. …
Mit den Worten: "Empfange Gottes Evangelium, diesen Ring als Zeichen deiner Treue, die Mitra als Zeichen deines Amtes" wurde Bischof Klaus Mass auch der Bischofsstab überreicht. Der neugeweihte Bischof nahm dann Platz auf seinem Bischofsstuhl. …
Musikalisch umrahmt wurde die Weiheliturgie vom Männergesangverein "Liederkranz 1886 Urspringen“, der Gospelsängerin Felicia Taylor und Christian Dunst am Keyboard. Die Tochter von Bischof Klaus Mass spielte auf der Violine die Europahymne. Im Anschluss an den Gottesdienst wurde im Nebenraum der Schlossparkhalle gefeiert.“
Weihbischof mal anders - Ein Menschenfischer der gerne provoziert.
Das "Main-Echo" aus Lohr porträtiert Weihbischof Dr. Thomas Doell
"Wenn Menschen anfangen über sich nachzudenken, können sie beginnen fest eingefahrene Ansichten umzudeuten, sie können ihre Poteniale entfalten". Das ist die Arbeit des Personal-Trainers und Unternehmensberaters Doell. In seinem Dienst als Weihbischof gebe es eigentlich nur einen wesentlichen Unterschied, "ich wage es dabei das Wort Gottes in den Mund zu nehmen. Gott ist es der das Leben in Fülle verheißt." Wir haben im Leben verschiedene Rollen auszuüben, nutzen dafür unterschiedliche Vokabeln, doch die Botschaft sollte immer gleich sein". Die Botschaft des Evangeliums und des hl. Paulus: Wandelt euer Denken und beginnt neu zu leben!
Doell sucht seine Schafe nicht unter den Frommen, sondern unter denen, die noch nie zum Glauben gefunden haben, oder diesen schon lange verloren haben. Diesen Menschen kann man nicht mit "alten Schläuchen" kommen, da muss "neuer Wein in neue Schläuche." Es ist nicht Sache von Thomas Doell über theologische Konzepte zu predigen, er spricht ganz einfach lebenspraktisch.
"Wir brauchen eine neue Art von Priestertum, Menschen, die (ehrenamtlich!) zu den Menschen gehen und in deren Sprache sprechen." Das sei ein echter Paradigmenwechsel.
"Wir stehen zu den Werten und Sakramenten der katholischen Kirche, sind aber völlig frei von all deren überholten Strukturen." Um Konkurenz mit den Großkirchen geht es nicht, "wenn Christen über Christen urteilen,ist das letztlich Arroganz." Bewegung will er bringen, Bewegung in ein Leben des Glaubens.
Die beteiligten Kirchen
Während die Altkatholische Kirche von British Columbia bereits in der Ausgabe 4 / 2018 ausführlich vorgestellt wurde, sollen jetzt kurze Darstellungen der Altkatholischen Kirche der Slowakei, sowie der Nationalkatholischen Kirche in Polen folgen:
Die Altkatholische Kirche der Slowakei
Die Altkatholische Kirche in der Slowakei (Starokatolícka cirkev na Slovensku) entstand nach der staatlichen Verselbstständigung der Slowakei. Im Jahre 2000 teilte sich die altkatholische Kirche der Tschechoslowakei in zwei eigenständige Kirchen, in die tschechische und die slowakische altkatholische Kirche. Beide gehörten wie zuvor weiterhin der Utrechter Union an.
Im Folgenden wählte die Synode Augustín Bačinský zum Bischof der Slowakei. Es war eine ordentliche Synode unter Beteiligung des altkatholischen Bischofs aus Österreich Bernhard Heitz. Dennoch beschloss die Internationale Bischofskonferenz (IBK) der Utrechter Union die weitere Entwicklung der Kirche erst noch abzuwarten und die Weihe bis zu einer geplanten Überprüfung im Jahr 2006 aufzuschieben.
Warum haben die verantwortlichen der Utrechter Union eine Synode unter ihrer Aufsicht zusammen treten lassen, welche einen Bischof wählen sollte, wenn man unsicher war, ob und wann man diesen überhaupt weihen sollte? Der österreichische Weihbischof der slowakischen Kirche Hansjörg Peters gibt als möglichen Grund für die zögerliche Haltung Utrechts an, dass die slowakische Kirche und damit auch der gewählte Bischof sich ausdrücklich gegen die Ordination von Frauen und die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ausgesprochen habe.
Aufgrund der Hängepartie ist es mehr als nachvollziehbar, dass sich der gewählte Bischof einer ordentlichen Kirche am 8. Februar 2004 von einem Bischof (António Raposo) außerhalb der Utrechter Union hat konsekrieren lassen. Nach dieser Weihe löste die Utrechter Union die Beziehungen zu der Kirche und distanzierte sich von Bischof Augustín Bačinský.
Teile der ehemaligen Altkatholischen Kirche Kroatiens (ebenfalls Utrechter Union) haben sich der slowakischen Kirche angeschlossen. Aus dieser Mission konnte mittlerweile ein eigenes Bistum entstehen. Ein weiteres Bistum, welches zum Kirchenbund gehört, existiert in Russland. Der Aufbau eines Bistums in Polen ist gescheitert. Seit April 2007 steht die Kirche in Interkommunion mit der Orthodox Anglican Communion. Obwohl es bis zur Konsekration der deutschen Christ-Katholischen Bischöfe keine Beziehungen zwischen den altkatholischen Kirchen in der Slowakei und in Kanada gab, verfügen doch beide Kirchen (wenn auch über gänzlich andere Amtsträger) über die gleichen Weihelinien der apostolischen Sukzession.
Die Nationalkatholische Kirche in Polen
Die Kirche wurde am 23. September 2012 in Kamienna Góra als Dekanat des kanadischen Bistums der Polnisch-Katholischen Nationalkirche (PNCC) von Bischof Sylvester Bigaj gegründet. Am 05. Mai 2009 war Bischof Bigaj durch Primebishop Nemkovitch mit der Jurisdiktion der in Polen lebenden Christen der PNCC betraut worden. Gegen dieses Engagement protestierte die einst von der PNCC in Polen gegründete Polnisch Katholische Kirche (Utrechter Union) von Anfang an. Um eine mögliche Konsekration eines neuen Bischofs der Polnisch-Katholischen Kirche durch die Bischöfe der PNCC nicht zu gefährden, wurde Bischof Sylwester Bigaj 2013 von seinem Amt abgelöst und die Mission in Polen durch Primebishop Anthony Mikovski aufgelöst.
Die Nationalkatholische Kirche sieht sich selbst als Nachfolgerin der PNCC Mission in Polen und steht in Liturgie und Theologie der röm.-kath. Kirche nahe.
Am 18. Oktober 2013 wurde auf der Diözesansynode der PNCC in Kanada, der Bischof war immer noch Sylvester Bigaj, ein Bischof für die Kirche in Polen gewählt: Adam Rosiek. Am 26. Juni 2014 wurde die Kirche in Polen unter dem Namen der Polnisch-Katholischen Nationalkirche in Kanada (PNCC) im Verzeichnis der Kirchen und anderen religiösen Vereinigungen staatlich registriert. Am 16. August 2014 wurde der Name der Kirche durch deren Synode in Nationalkatholische Kirche in Polen umgewandelt. Die Konsekration von Adam Rosiek fand am 31. Januar 2015 in Polen durch Bischofs Stanisław Sawicki in Milicz statt. Damit kann sich die Sukzessionslinie der Kirche nicht nur auf die syrisch-orthodoxe und altkatholische Sukzession beziehen, sondern ebenso auf die Orthodoxe Kirche von Albanien. Eine Linie, die sowohl 1937 durch den Patriarchen von Konstantinopel, als auch am 29. Juni 1978 durch Nikolaos, den griechisch-orthodoxen Patriarchen von Alexandrien als kanonisch anerkannt wurde.
Am 17. März 2018 fand die Weihe des Weihbischofs Andrzej Lipiński durch Bischof Adam Rosiek statt.
Die Nationalkatholische Kirche unterhält 6 Gemeinden, gibt eine Quartalszeitschrift heraus, betreibt einen Sozialverband "Civitas Polonia" und ein eigenes theologisches Seminar. Die Kirche entspricht in ihrer Glaubens- und Sittenlehre den Überzeugungen der röm.-kath. Kirche, sowie der Polnisch-Nationalkatholischen Kirche (PNCC). Sie lehnt, wie alle Altkatholiken, die dogmatischen Erklärungen des Ersten Vatikanischen Konzils ab, sieht im Bischof von Rom dennoch den Primus interpares. Die Eucharistie wird unter beiderlei Gestalten gespendet, die Beichte kann individuell oder auch in Gemeinschaft erfolgen. Eine Zölibatspflicht für Priester besteht nicht. Die Ordination von Frauen wird ebenso abgelehnt wie die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften.
Alle an der Weihe in Urspringen beteiligten Bischöfe waren folglich einst entweder Mitglied der Utrechter Union und / oder der Union von Scranton.
Kirchengemeinschaft zwischen
der Christ-Katholischen Kirche in Deutschland
und der Nationalkatholischen Kirche in Polen unterzeichnet
Am 19. Mai 2019 haben die Bischöfe beider Kirchen Adam Rosiek und Klaus Mass eine gemeinsame Glaubenserklärung unterzeichnet und damit die volle kirchliche Gemeinschaft zwischen ihren Kirchen besiegelt.
Kanzel und Altargemeinschaft mit der Hochkirchlichen Vereinigung Augsburgischen Bekenntnisses e.V. in Österreich vereinbart
Am 26. Mai 2019 konnten der Konventsälteste Prof. Mag. Wolfgang Johannes Fischer, Pfr. i.R. und Bischof Klaus Mass die gegenseitige Einladung zur Altar- und Kanzelgemeinschaft (auf Grundlage des bisherigen Lutherischen - Katholischen Dialoges) aussprechen. Da die Hochkirchliche Vereinigung sowohl ein katholisches Amts- und Sakramentenverständnis vertritt, als auch über Priester in apostolischer Sukzession verfügt, stand einer gegenseitigen Zusammenarbeit nichts im Wege.
Die hochkirchliche Vereinigung Augsburgischen Bekenntnisses wurde 1918 in Berlin von protestantischen Pastoren gegründet und lehnt sich mit ihrem Namen an die anglikanische „High Church“ mit ihrer Nähe zu den Vätern und altkirchlichen Bekenntnissen an. Sie versucht das "katholische Erbe" (insbesondere das priesterliche Amt sowie die Feier der Eucharistie) innerhalb der evangelischen Kirchen wach zu halten und ermutigt andere Kirchen dazu ihr "evangelisches Erbe" (Schrift und allgemeines Priestertum) neu zu entdecken. Von 1930 bis 1962 leitete und formte der Religionswissenschaftler und Ökumeniker Prof. Dr. Friedrich Heiler die Gemeinschaft. Sie ist heute als Teil der evangelischen Kirche anerkannt und wertgeschätzt.
Die Gemeinschaft, welche selbstverständlich auch Laien aufnimmt, könnte im weiteren Sinne des Wortes als "Priesterbruderschaft" innerhalb der lutherischen Kirche verstanden werden. Ihre apostolische Sukzessesion, welche Kardinal Koch 2018 als "formal legitim" bezeichnete, geht auf die syrisch-orthodoxe Weihelinie von Joseph Rene Vilatte zurück.
Die Hochkirchliche Gemeinschaft Augsburgischen Bekenntnisses in Österreich hat nun mit der Christ-Katholischen Kirche in Deutschland eine Vereinbarung darüber getroffen, dass die Mitglieder beider Gemeinschaften die Sakramente durch Priester der jeweils anderen Gemeinschaft empfangen können. Diese Vereinbarung bezieht sich ausdrücklich nur auf den Regionalkonvent in Österreich, sie betrifft nicht die gleichnamige Gemeinschaft in Deutschland, oder deren Unterorganisationen (z.B. Johannesbruderschaft), auch ist es keine Vereinbarung mit der lutherischen Kirche in Österreich.
Buchbesprechungen
von Axel Stark, Akademischer Oberrat i.R. (Universität Passau)
Sigrid Rettenbacher, Außerhalb der Ekklesiologie keine Religionstheologie.
Eine postkoloniale Theologie der Religionen, Zürich 2019,Theol. Verlag Zürich, 541 S.
Die vorliegende Doktorarbeit wurde erfolgreich an der Kath.-Theol. Fakultät der Universität Salzburg eingereicht. In der von Reinhold Bernhardt herausgegebenen Reihe "Beiträge zu einer Theologie der Religionen" des Theol. Verlags Zürich konnte sie als Band 15 erscheinen.
Für Rettenbacher ist die Bedeutung religiöser Pluralität eine intellektuelle und auch existentielle Frage. "Die Beheimatung in der eigenen religiös-konfessionellen Tradition und die Liebe zum Glauben müssen doch bei einem gewissen Gespür und einer Sensibilität für die religiös Anderen, die ebenso selbstverständlich und leidenschaftlich in ihrer Glaubenstradition verankert sind, die Frage auslösen, wie die Verschiedenheit der religiösen Traditionen mit dem eigenen Glaubensverständnis zusammengehen können. ... Die intensive Beschäftigung mit der Religionstheologie Jacques Dupuis´hat mich inspiriert." Dazu kam, dass sie neben Theologie auch Anglistik studiert und dabei in Kontakt mit dem kulturwissenschaftlichen Ansatz der "postkolonialen Theorien" gekommen ist. Diese Theorien sind in der deutschsprachigen Theologie bisher noch nicht sehr geläufig. Sie liefern aber die Einsicht, dass es religiöse Identitäten nie in Reinform gegeben hat, sondern immer in Kontakt und Auseinandersetzung mit anderen, fremden religiösen Traditionen. "Dieses religiös Andere und Fremde hat sich immer schon in die eigene Identität eingeschrieben - ob explizit bewusst gemacht oder verschwiegen verdrängt."
Im ersten Teil der Arbeit wird der gegenwärtige Stand der religionstheologischen Debatte untersucht, dann wird ausführlich der Religionsbegriff in postkolonialer Perspektive mit den Implikationen der postkolonialen Theorien für eine gegenwärtige Religionstheologie
herausgearbeitet. In zwei weiteren Kapiteln wird der in dieser Arbeit neu gesehene und behauptete Zusammenhang der Ekklesiologie und der Religionstheologie erläutert. "Die Kirche ist der Ort, an dem Fragen der christlichen Identität im Gegenüber zu anderen Identitäten diskursiv ausgehandelt werden. Angesichts einer problematischen Schuldgeschichte der Kirchen können ekklesiologische Fragen helfen, das Verhältnis der Kirchen zu anderen religiösen Traditionen konstruktiv-kritisch in den Blick zu nehmen."
Wahrscheinlich nicht nur zwischen den Religionen, sondern auch in der Ökumene der verschiedenen christlichen Konfessionen untereinander wie auch innerhalb der verschiedenen "Fraktionen" in einer Konfession ist ein "postkolonialer Blickwinkel" (z.B. Absolutheits- und Machtansprüche) angebracht und hilfreich.
Daniel Bogner, Ihr macht uns die Kirche kaputt ... doch wir lassen das nicht zu!
Freiburg 2019, Herder, 160 S.
Bogner lehrt Moraltheologie an der Schweizer Universität Fribourg. Gebürtig ist er aus Bayern.
"Ihr macht uns die Kirche kaputt! - mit diesem Titel ist eine ganz bestimmte Perspektive eingenommen. Es ist die Blickrichtung derjenigen, die wirklich etwas zu verlieren haben in der gegenwärtigen Krise.
... Viel zu lange haben die Menschen in der Kirche pauschales Vertrauen zu ihrer Leitung aufgebracht, im guten Glauben, die Gottesmänner würden schon das Richtige tun, um die Botschaft des Evangeliums auch in der Kirche Wirklichkeit werden zu lassen. Spätestens jetzt, mehr als jemals zuvor, müssen Gläubige sich eingestehen, dass dieses Vertrauen oft nicht gerechtfertigt war. Wir haben zu lange stillgehalten, schäfchen-brav hingenommen und uns einlullen lassen, wenn in fromm klingender Sprache von oben herab die herrschenden Verhältnisse für richtig erklärt wurden. ...
Gläubige können und sollen ein Untertanenbewusstsein ablegen und ihren Kirchenleitungen auf eine ganz andere Weise Druck machen, als das bislang geschieht.
Bogner geht es in seiner "Streitschrift" in acht Kapiteln um die Kirchenverfassung und Rechtsordnung der katholischen Kirche und zweitens um die Mentalitäten, die Denk- und Handlungsweisen.
Die Verantwortung für die Gestaltung der Kirche trägt das ganze Volk Gottes. Es weiß nur nichts/zu wenig von seiner Verantwortung, weil man seit Jahrhunderten das Gegenteil behauptet hat und die Verantwortung verschwiegen hat. Die 2-Stände-Kirche (Klerus vs. Laie/ Frauen), hierarchisches Denken und Fühlen, Klerikalismus usw. - nicht von Jesus her kommend, sondern aus der (heidnischen) Gesellschaft rezipiert - hindern das Volk Gottes bisher zu sehr, das Evangelium in Wort und Tat zu verkünden. Das Volk Gottes muss mündig und verantwortlich werden!
Impressum:
Redaktion: Klaus Mass, Kapellenstraße 7, 85254 Einsbach, pfarramt-christ-katholisch@web.de
Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht unbedingt die Lehrmeinung der Kirche wiedergeben.
Leserbriefe sind stets erwünscht.
„Das Elsass ist eine vom Himmel gesegnete Landschaft. Manchmal bricht ein Unendlichkeitsgefühl durch.“ (Alfred Kern)
Beschreibung der 8 Stationen unserer Kirchenfahrt ins Elsass
1. Station: Abbaye Notre Dame D’Oelenberg
Abbaye Notre Dame D’Oelenberg der Zisterzienser der strengen Observanz (OSCO), einziges Trappistenkloster im Elsass mit 25 Mönchen, Gemeinde F-68950 Reiningue
Zunächst: was sind „Trappisten“? Trappisten führen ein kontemplatives Leben mit strenger Klausur. In der Regel nehmen sie außerhalb des Ordens keine Seelsorgeaufgaben wahr. Charakteristisch für die Trappisten war eine strenge Askese, vor allem in Form von Schweigen und Buße. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurden diese asketischen Regeln jedoch vielfach gemildert. Damit begann der Niedergang. Traditionell bestimmen Gebet, Lesung und körperliche Arbeit den Tagesrhythmus der Mönche. Siebenmal am Tag versammeln sich die Mönche zum Stundengebet in der Klosterkirche oder im Oratorium. Einen wichtigen Platz im Leben der Trappisten nimmt die Marienverehrung ein. So beginnen oder enden in den meisten Häusern die einzelnen Gebetszeiten mit der marianischen Antiphon aus dem früheren marianischen Offizium.
Seit mehr als neun Jahrhunderten wird die große klösterliche Tradition von der Abtei Oelenberg bewahrt, die als einzige der zahlreichen Männerklöster überlebt hat, die ehemals diese Gegend zählte. Auf einem der hügeligen Ausläufer des Sundgau gelegen, hat die Abtei Freud und Leid dieser Region geteilt. 1046 gründete Heilwig von Dabo, Gräfin von Eguisheim und Mutter des Papstes Leo IX., auf einem Hügel (Berg) entlang eines Wasserlaufs (Oelen) ein Priorat der Augustinerchorherren, wahrscheinlich für die Seelenruhe ihres Sohnes Gérard, der in einer Auseinandersetzung mit dem Grafen von Ribeaupierre auf tragische Weise ums Leben kam. Leo IX. weihte die Kirche 1049 und brachte die Reliquien des heiligen Roman, eines Märtyrers, dorthin. Nachdem das Kloster im 13. Jahrhundert eine Blütezeit erlebte, wurde es in den Kriegen des 14. Jahrhunderts zerstört. Sein Verfall verschlimmerte sich bis ins 16. Jahrhundert hinein. 1626 gelangte die Abtei an das Jesuitenkolleg von Freiburg im Breisgau, 1774 dann an die Universität der Stadt. In der Französischen Revolution wurden die Gebäude der Abtei an einen Industriellen aus Muhlhouse verkauft. 1821 wurden sie an einen Priester weiterveräußert, der in dem ehemaligen Kloster ein Mädchenpensionat einrichtete. 1825 kam das Kloster wieder zurück an eine recht große Gruppe von Zisterziensermönchen, gewöhnlich „Trappisten” genannt, die aus dem Exil zurückkehrten. Sie kamen aus Darfeld in Westfalen, wo sie nach etlichen Stationen eine vorläufige Zuflucht gefunden hatten. Eine Gemeinschaft von Trappistinnen schloss sich ihnen an und wohnte bis 1895 in Oelenberg, von wo aus sie sich dann in Ergersheim niederließen, nicht weit von Straßburg; heute ist das die Abtei „Unsere liebe Frau von Altbronn“.
Die Mönche begannen, die landwirtschaftlichen Flächen zu bebauen. Sie kannten schwierige Zeiten: Hungersnot im Jahre 1846, Brände, Epidemien. Dennoch gelangte das Kloster zu großem Wohlstand. Es herrschte eine intensive Betriebsamkeit. Außer dem Gutshof und der Mühle gab es hier eine Brauerei, eine Käserei, eine Bäckerei, eine Druckerei; fast alle Berufe waren hier vertreten. Dom Ephrem Van der Meuelen, Abt von 1850 bis 1884, richtete eine reichhaltige Bibliothek ein. Oelenberg gründete 1862 ein Kloster in Deutschland, in der Diözese Aachen: Mariawald nahe Heimbach. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählte die Abtei 200 Mönche: 80 Priestermönche und 120 Laienbrüder. Oelenberg war damals ein sehr bekanntes religiöses, geistliches und wirtschaftliches Zentrum.
Der 1. Weltkrieg machte allen Aufschwung zunichte: die Gebäude wurden bombardiert und die Mönche mussten sich zerstreuen. Der Wiederaufbau wurde schwierig. Eine Gruppe Mönche deutscher Abstammung ging 1925 nach Österreich, um sich in Engelszell niederzulassen, einem Kloster zwischen Passau und Linz an der Donau gelegen. Sie erfüllten diese ehemalige, jetzt säkularisierte Zisterzienserabtei mit neuem Leben. Oelenberg erfuhr 1944-45 eine erneute Zerstörung, genauso schlimm wie die vorige. Die Diözese Straßburg und ihre Gläubigen spendeten großzügig für den Wiederaufbau, während unterdessen Mönche aus Zundert (Niederlande) herbeieilten, um der leidgeprüften Kommunität unter die Arme zu greifen, die daraus wieder Leben und Hoffnung schöpfte. Eine neue Ära eröffnete sich damals.
Von den Gebäuden der Vergangenheit existieren nur noch einige Teile: die untere Partie des Chores einer Kapelle aus dem 12. Jahrhundert, das Querschiff der ehemaligen Abteikirche (1486) und sein barockes Kirchenschiff (1755). Ein Prozessionskreuz aus dem 12. Jahrhundert, ein großes Kruzifix aus dem 14. Jahrhundert und zwei schöne Marienstatuen aus dem 15. bzw. 18. Jahrhundert sind ebenfalls erhalten. Die Kapellen des hl. Michael und des hl. Leo wurden durch Umbaumaßnahmen in die ehemalige Jesuitenkirche umgewandelt. Die Kapelle des hl. Michael besitzt ein gotisches Gewölbe und romanische Öffnungen. Drei Gewölbeabschlüsse sind erhalten mit Wappen, die nachweislich aus dem Jahr 1486 datieren. Die Kapelle des hl. Leo bewahrt in seiner Apsis Teile aus dem 12. Jahrhundert, u.a. sind hier sogenannte Palmettenkapitelle zu sehen. Eines davon zeigt zwei Köpfe, die durch ein Kreuz getrennt und mit den Buchstaben S.P.A. und S.P.E. (hl. Paulus und hl. Petrus) gekennzeichnet sind. Eine andere Kapelle, genannt „du Mont des Oliviers“ (Kapelle vom Ölberg) war im 12. Jahrhundert ein einzelstehendes Gebäude. Später wurde sie in die übrigen Baulichkeiten integriert und diente bis 1895 als Keller. Zu diesem Zeitpunkt wurde sie Stein für Stein abgetragen und 1921 im jetzigen Noviziat wieder aufgebaut. Ihre unteren Partien stammen aus romanischer Zeit; die Gewölbeabschlüsse aus gotischer Zeit. Im Kapitelsaal ist ein kürzlich restauriertes Gemälde ausgestellt, das die „Lactatio des Hl. Bernhard“darstellt. Es stammt, wie auch drei weitere Reliquienschreine der gleichen Epoche, aus der Zisterzienserabtei von Lucelle, die in der Französischen Revolution erloschen ist. Darüber hinaus befinden sich drei Reliquienschreine aus Oelenberg in der Pfarrkirche von Reiningue. Der älteste, ein Geschenk von Papst Leo IX., ist eine teilweise vergoldete Silberschatulle. Sie datiert aus dem 11. Jahrhundert und enthält Reliquien des hl. Roman. Ein anderes Reliquiar, nach dem hl. Roman benannt, ist ein Werk des 12. Jahrhunderts. Es enthält neben Reliquien des hl. Roman auch Reliquien des hl. Laurentius und anderer Heiliger. Schließlich eine Reliquienbüste des hl. Roman aus dem 14. Jahrhundert, die eine Schädelreliquie des Heiligen enthält.
In unserer Zeit verfügt die Abtei über eine bedeutende Bibliothek mit über hunderttausend Büchern. Das Anwesen ist groß und die Nebengebäude sind zahlreich. Seit fünf Jahren sind Renovierungsarbeiten im Gange, um mit unbedingt notwendigen und dringenden Erneuerungen die Umgebung zu verschönern und sie den heutigen Bedürfnissen und Maßstäben besser anzupassen: Instandsetzung des Gästehauses und der Küche, Neugestaltung der Gemeinschaftsräume, Modernisierung der Mühle, Erneuerung der Abwassergräben. Eines Tages wird es vielleicht möglich sein, einige „historische Kulturschätze” des Klosters der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Öffnungszeiten des „Magasin“, einem kleinen klösterlichen Supermarkt: Samstag 8:30 Uhr –12°°Uhr und 13:30 Uhr –17°° Uhr.
Von hier geht es 50 km gen Westen in das Umfeld von Belfort.
2.Station: Die Kapelle Notre Dame du Haut von Ronchamp
Die Stadt Ronchamp liegt am Fuß der Vogesen im Osten des Départements Haute-Saône in der Franche-Comté. Die Kapelle Notre Dame du Haut, zu der eine steile Straße hinaufführt, befindet sich auf dem 472 Meter über Meer gelegenen Hügel Bourlémont. Die Anhöhe besteht aus einer größtenteils von einem Gras- und Pflanzenteppich bewachsenen Lichtung, die sich in alle vier Himmelsrichtungen öffnet. Die Kapelle ist weithin sichtbar und ihr Standort ermöglicht einen weiten Panoramablick auf die umliegende Landschaft. Im Süden erstrecktsich die lange Linie der Juragipfel, nach Norden hin ist mit dem Mont de Vanne ein erstes Vorgebirge der Vogesen zu erkennen. Im Westen liegt die Talebene der Saône, im Osten die drei Belchengipfel der Planche des Belles Filles sowie die Burgundische Pforte. Der Hügel von Ronchamp diente möglicherweise bereits zur Zeit der Kelten als Kultstätte. Urkundlich gesichert ist die Existenz einer Kirche seit Ende des 11. Jahrhunderts, als Wallfahrtsort bezeugt ist Ronchamp seit dem 15. Jahrhundert. Das bis zur Französischen Revolution bestehende Gotteshaus gehörte zu einer Abtei in Besançon und war Mariä Geburt geweiht. Nach einem Erlass König Ludwigs XV. wurde Mitte des 18. Jahrhunderts im Dorfkern von Ronchamp, das in nächster Nähe der protestantischen württembergischen Exklave Montbéliard lag, eine Kirche erbaut, die Notre Dame du Bas genannt wurde, im Unterschied zur Kapelle auf dem Hügel, der Notre Dame du Haut, die fortan nur noch als Wallfahrtskapelle genutzt wurde. Im Zuge der Französischen Revolution wurde 1789 die Kapelle an einen Händler aus Luxeuil verkauft, der darin Tiere und Futter aufbewahrte. Einige Jahre später schlossen sich 40 Familien aus Ronchamp zusammen, um die Kapelle zu kaufen und sie ihrer sakralen Bestimmung zurückzuführen. Seither ist die Kirche Privateigentum.
Drei herausragende Architekten haben in und an diesem Privatbesitz gearbeitet: 1955 errichtete hier Le Corbusier eine Kapelle mit Pilgerherberge und Kaplanei. Le Corbusier lehnte es zunächst ab, für eine „tote Institution“ zu arbeiten. Dank der Vermittlung von Marie-Alain Couturier und der Beharrlichkeit von einigen Gläubigen nahm der Architekt den Auftrag aber doch an. Einen ersten Entwurf zeichnete Corbusier nach einem Besuch vor Ort im Juni 1950; das erste Modell stellte er im Dezember 1951 vor. Corbusiers Recherchen und Gedanken zu diesem Projekt sind überliefert und dokumentieren, dass seine anfängliche Ablehnung in Begeisterung umschlug. Besonders die exponierte Lage der Kirche und dass „man sie so schön von weitem sah“ war für ihn wichtig. Die Lage war jedoch auch eine Herausforderung für den Bau der neuen Kapelle, da bis dahin keine Straße auf den Hügel führte. Corbusier entschied bereits zu diesem Zeitpunkt, Beton als Baumaterial zu verwenden und sämtliche Arbeiten mit einer einzigen Mannschaft auszuführen. Die Bauarbeiten begannen am 9. September 1953 mit dem Abbruch der Ruine des Vorgängerbaus. Nach fünf Jahren Planung und zweijähriger Bauzeit wurde die Kapelle am 25. Juni 1955 ihrer Bestimmung übergeben.
Anlässlich der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils fand am 14. Oktober 1962 eine große Wallfahrtsmesse an der Notre Dame du Haut statt. An dieser bedeutendsten Wallfahrt zu der Kapelle nahmen rund 250.000 Pilger teil. 1974 war das aufgenommene Darlehen für den Bau zurückgezahlt. In den siebziger Jahren schuf Jean Prouvé einen Glockenturm und erst 2011 war Renzo Piano an der Reihe. Er plante und baute das Kloster Sankt Klara, (Les clarisses àRonchamp) und den Eingangsbereich „La Porterie“.Dieses harmonische Gesamtkunstwerk, diese „Bauikone“ steht seit 2016 auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO.
3. Station: Der Hartmannswillerkopf (Vieil Armand)
Vorbei am Städtchen Cernay und ob der Gemeinde Uffholz: eine Gedenkstätte für das Grauen, welche die bestialische Zerstörungskraft und die Sinnlosigkeit des Krieges (hier der I. Weltkrieg) bewirkt. Es gibt kaum einen Ort in den Vogesen, an dem die Aussicht spektakulärer ist, als auf dem Aussichtsfelsen am Hartmannswillerkopf. Diese grandiose Aussicht war es auch, die den Hartmannswillerkopf zu einem der härtesten umkämpften Ziele im ersten Weltkrieg werden ließ. Fast 30 000 Soldaten verloren auf deutscher oder französischerSeite ihr Leben beim Versuch diesen strategisch wichtigen Berg für die Deutschen oder die Franzosen einzunehmen. Die Schützengräben und Unterstände sind heute noch zu besichtigen und begleiten den Besucher unweigerlich zum Aussichtspunkt.
Hier oben auf dem Gipfel des Hartmannswillerkopfes (der damals noch Hartmannsweilerkopf hieß) wird deutlich was der erbitterte Stellungskrieg im ersten Weltkrieg wirklich bedeutete: teilweise war die Front nur drei Meter voneinander entfernt. Deutsche und französische Soldaten hätten sich aus ihren Gefechtstände die Hände geben können, so dicht lagen sie beieinander. Die beiden Gegner hatten sich fest eingegraben, heftige Kämpfe tobten um wenige Meter Geländegewinne –manchmal waren es auch Zentimeter. Diese Eroberungen mussten dann den nächsten Tagen meistens wieder nach blutigen Kämpfen aufgegeben werden. Diese zermürbenden Grabenkriege gaben dem Berg dann auch Namen, die das Grausame jener Tage nur erahnen lassen: „Montagne de la mort“ –„Todesberg“– oder auch “Mangeur d’homme“ –„Menschenfresser“ wurde der Hartmannswillerkopf unter den Soldaten genannt. Und doch war der Hartmannswillerkopf in der Kriegsführung des ersten Weltkrieges nur ein kleiner Nebenkriegsschauplatz. Im Vergleich zu den Schlachtfeldern von Verdun war es am Hartmannswillerkopf noch relativ ruhig. Ein großer Soldatenfriedhof mit Museum erinnert schon von weitem an die Soldaten, die am Hartmannswillerkopf ihr Leben lassen mussten. Und es sind noch nicht alle bestattet: immer wieder werden bei den Restaurierungsarbeiten menschliche Überreste gefunden. Es wurden sowohl die Gedenkstätte, als auch die Wege durch das Schlachtfeld restauriert. In deutsch-französischer Zusammenarbeit hatman diese Gedenkstätte für die jährlich 300 000 Besucher ansprechender gestaltet. Ein neues deutsch-französisches Besucherzentrum soll über die Schlachten an diesem Berg erinnern und die bilateralen Beziehungen nach den Weltkriegen nachzeichnen.
4. Station: Der Grand Ballon
Der Grand Ballon –der Große Belchen ist mit 1424 Metern Höhe der höchste Berg der Vogesen. Der Berg ist auch bekannt unter den Namen Sulzer oder Gebweiler Belchen (frz. Ballon de Guebwiller) nach den nächstliegenden Städten Soultz-Haut-Rhin (dt. Sulz) und Guebwiller (dt. Gebweiler) acht Kilometer östlich. Der Berg liegt im Regionalen Naturpark Ballons des Vosges. Die Vogesenkammstraße Route des Crêtes führt im Osten um den Gipfel herum und überwindet in 1343 Meter Höhe den Pass zwischen dem Le Markstein und dem Hartmannswillerkopf. Innerhalb des „Belchen-Systems“ hat auch der Große Belchen eine Bedeutung: am 1. Mai, dem Feiertag Beltane des keltischen Gottes Belenus, geht -vom Elsässer Belchen ausgesehen -genau über ihm die Sonne auf. Das Belchen-System umfasst fünf Berge mit dem Namen Belchen im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Schweiz, das Spekulationen zufolge schon den Kelten als Sonnenkalender gedient haben soll. Das Zentrum des Belchen-Systems befindet sich auf dem südlichsten Berg der Vogesen, dem Elsässer Belchen (1247 Meter). Genau in östlicher Richtung befindet sich der 73 Kilometer entfernte Schwarzwälder Belchen (1414 Meter), der nur 167 Meter höher ist und über dem somit die Sonne an den Tagen der Tagundnachtgleiche aufgeht, also am Frühlingsanfang und am Herbstanfang. Auch umgekehrt geht die Sonne an diesen beiden Tagen vom Schwarzwälder Belchen aus gesehen über dem Elsässer Belchen unter. Zur Sommersonnenwende geht die Sonne vom Elsässer Belchen aus gesehen über dem 27 Kilometer nordöstlich gelegenen, geringfügig höheren Kleinen Belchen (1272 Meter) und zur Wintersonnenwende über dem 88 Kilometer entfernten südöstlich gelegenen Schweizer Belchen(1099 Meter) auf. Somit können vom Elsässer Belchen aus die Anfänge aller vier astronomischen Jahreszeiten bestimmt werden. Über dem 21 Kilometer nordöstlich gelegenen höchsten Berg der Vogesen, dem Großen Belchen (1424 Meter), geht die Sonne am 1. Mai auf.
5. Station: Klosterruine Murbach
Die Abtei in der Gemeinde Murbach, nahe der elsässischen Gemeinde Guebwiller (dt. Gebweiler) und unterhalb des Grand Ballon gelegen, wurde 727 durch den heiligen Pirminius gegründet. Ihr Gebiet umfasste ehemals drei Städte und 30 Dörfer. Die Gebäude, darunter die Klosterkirche, eines der frühesten gewölbten romanischen Bauwerke, wurden 1789 von aufständischen Bauern verwüstet, die Abtei danach aufgehoben. Von der romanischen Abteikirche, der St. Leodegar Kirche, ist nur noch das Querschiff mit seinen beiden Türmen sowie der Ostteil mit seinem gerade abschließenden Chor erhalten. Wo früher das Langhaus stand, befindet sich heute ein Friedhof. Stifter der Abtei war Graf Eberhard, Bruder des Herzogs Liutfrid. Er betraute 727 Bischof Pirmin vom Kloster Reichenau im Bodensee mit dem Aufbau einer Klostergemeinschaft. Pirmin führte im Kloster Vivarius Peregrinorum (lat. Hort der Wandermönche) die Regel des heiligen Benedikt ein. Diese erste Blütezeit endete im Jahr 936 mit dem Einfall der Ungarn in das Elsass. Bis zum 13. Jahrhundert erholte sich das Kloster und spielte wieder eine wichtige Rolle in der elsässischen und oberrheinischen Geschichte. 1178 wurde von Murbach aus die Stadt Luzern gegründet. Das Kloster Murbach spielte eine maßgebende Rolle für das aufstrebende Geschlecht der Habsburger, nicht zuletzt hatten diese als Vögte von Murbach umfangreiche Lehen vom Stift erhalten. Dazu zählten die Vogtei über das Kloster Luzern, die im Aargau gelegenen Höfe in Pratteln, Augst, Möhlin, Schupfart, Wittnau und Gipf sowie die im Breisgau gelegenen murbachischen Güter darunter, die Höfe in Bellingen, Bamlach, Schopfheim sowie die Burg Rötteln. Der Fürstabt Kasimir Friedrich von Rathsamhausen (Léger von Rathsamhausen) gab um das Jahr 1759 die Benediktinerregel auf und wandelte das Kloster in ein adliges Ritterstift um. Er verlegte den Hauptsitz der Abtei nach Guebwiller. 1789 beendeten die Französische Revolution und aufständische Bauern vier Jahre nach dem Tod von Rathsamhausen die Geschichte der Abtei.
6. Station: Eguisheim
Eguisheim liegt an der Elsässer Weinstraße (Route des Vins d’Alsace), wenige Kilometer südwestlich von Colmar. Der Ort liegt unterhalb eines von drei Burgruinen (Dagsburg, Wahlenburg, Burg Weckmund) gekrönten Berges. Diese Burgengruppe ist bekannt als die Drei Exen (elsässisch Dri Egsa; französisch „les trois tours d’Eguisheim“). In Egisheim befand sich wohl schon in der Römerzeit ein Kastell. Im Ort ist angeblich 1002 Bruno von Egisheim-Dagsburg geboren, der 1049 Papst Leo IX. wurde. Im 19. Jahrhundert wurden große Teile der Burggebäude, darunter der ebenfalls achteckige Bergfried, abgetragen. Ab 1886 wurde stattdessen eine neoromanisch-byzantinische Kapelle in Angedenken Papst Leo IX. errichtet. 1908 wurde die Anlage saniert. Die Pfarrkirche St. Peter und Paul wurde 1809 im Scheunenstil errichtet. Von ihrer im 12. Jahrhundert errichteten romanischen Vorgängerin ist der Turm erhalten.
Wir übernachten in der „l’Hostellerie des Comtes“.
Eguisheim ist ein romantischer Weinort. Er liegt mitten zwischen den Weinbergen und ist daher die auch die Heimat vieler Winzerbetriebe. Hier werden mit dem ‚Eichberg‘und der ‚Pfersigberg‘ gleich zwei der besten Weine der Region produziert. Der Ort ist mehrfach als schönstes Dorf Frankreich ausgezeichnet worden. Und das mit Recht. Die blumengeschmückten mittelalterlichen Häuser verzaubern jeden Besucher. Hierfür hat Eguisheim beim nationalen Blumenwettberb eine Auszeichnung mit vier Blüten erhalten.
7. Station: Dambach la ville Chapelle Saint-Sébastien Bio-Weingut von Mathilde & Florian Beck-Hartweg
Der mittelalterliche Weinort liegt an der Elsässer Weinstraße. Die Einzellage Frankstein gehört zu den Lagen der Appellation Alsace Grand Cru. Im 11. Jahrhundert wurde Dambach zur Stadt erhoben und im 14. Jahrhundert zum befestigten Bischofssitz ausgebaut. St Sébastien wurde 1285 erbaut und war bis 1489 Pfarrkirche des untergegangenen Dorfes Oberkirch. Während der Französischen Revolution wurde die Kirche konfisziert, doch die Bürger der Stadt sammelten 1420 Livres und erwarben die Kapelle zurück. Bis heute ist die Kirche im Besitz der 32 Dambacher Familien, die sich zur Bruderschaft Saint Sébastian zusammengeschlossen hatten. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche schwer beschädigt. Erst 1962 konnte sie restauriert werden. An der Nordostseite befindet sich ein kleines romanisches Beinhaus, in dem wohl die Gebeine der Toten des alten Friedhofs von Oberkirch ruhen. Sie gemahnen uns: „Was ihr seid, das waren wir. Was wir sind, das werdet ihr!“
Das Weingut von Mathilde und Florian Beck-Hartweg liegt inmitten der malerischen Altstadt, in der 5 Rue Clemenceau. Michel, der Vater des Winzers, beteiligt sich 1997 an der Gründung des Vereins „ Tyflo “ zur Förderung eines nachhaltigen Weinbaus. In der Praxis handelt es sich um das Anpflanzen von Hecken und Bäumen um die Weinberge, das späte Mähen des Grases, die Restaurierung alter Trockenmauern usw. Dies ermöglicht die Schaffung eines guten Ökosystems für die Weinreben. Seit 2008 gelungen, ist der Einsatz von Chemikalien vollständig eingestellt worden: Es begann die Umstellung auf ökologischen Landbau. Die Weine sind seit 2011 nach europäischen Standards zertifiziert. Übrigens: Die 1953 eingerichtete Elsässer Weinstraße berührt auf 170 km Länge in Süd-Nord-Richtung 67 der 119 Elsässer Weinbaugemeinden mit mehr als 300 Weingütern und 48 der 50 Grand Cru-Einzellagen. Sie durchzieht die Départements Bas-Rhin und Haut-Rhin.
8. Station: Der Odilienberg – Mont Sainte Odile
Der Odilienberg – Mont Sainte Odile erhebt sich im Elsass in der Nähe der Ortschaften Obernai, Barr und Ottrott am Ostrand der Vogesen auf eine Höhe von 763 m über der Oberrheinebene und wird von Kloster Hohenburg gekrönt. Wir sind „Au coeur de l’Alsace“, im Herzen des Elsass, der letzten Station unser Wallfahrt. Das Kloster wurde um 700 von Odilia, einer Tochter des merowingischen Grafen Eticho, in der Hohenburg errichtet, die ihr von ihrem Vater zu diesem Zweck überlassen worden war. Die Äbtissin Herrad von Landsberg († 1195) verfasste dort die künstlerisch wertvolle christliche Enzyklopädie Hortus Deliciarum. Diese Enzyklopädie ist leider im Deutsch-französichen Krieg in Straßburg zerstört worden. Vor Ihrer Zerstörung wurden aber Kopien angefertigt, so dass man sich heute ein gutes Bild der Schönheit dieses Werkes machen kann. Lange Zeit wurde der Ort als Frauenkloster genutzt und nachdem das Kloster mit der Zeit verwaist war bauten Prämonstratenser-Mönche das Haus zu einem Wallfahrtsort auf. Nach der französischen Revolution wurde das Kloster 1853 vom Bischof von Straßburg zurückgekauft und die Wallfahrt wieder belebt. Zunächst wurde das Kloster von Franziskanerinnen übernommen, heute lebt dort ein Konvent der Schwestern vom Heiligen Kreuz. Bereits in 10. Jahrhundert wurde in Köln der Kult um die heilige Odile beurkundet. Aber auch außerhalb der Grenzen des damaligen Deutschen Reiches fand dieser großen Anklang. Der Odilienkult breitete sich ich im 12. Jahrhundert bis hin nach Norditalien aus. Aufgrund der Reformation, gewann die Verehrung der Heiligen Odilie erst Ende des 16. Jh. wieder an Bedeutung. Zahlreiche Wallfahrtsorte in Baden und Bayern mit den Namensbestandteilen „Ottilien-“ oder „Odilien-“ zeugen bis heute von dieser Verehrung. Besonders gedacht, wird auch in unserer Zeit noch bei der Odilienverehrung, ihrer Frömmigkeit und Güte. Aber auch Heilungen werden der Fürbitte der Ordensfrau zugeschrieben. Besonders Menschen mit Augenleiden wandten und wenden sich an die heilige Odilie. Aber auch alle diejenige, die im übertragenen, metaphorischen Sinne sich aus der Dunkelheit heraus nach dem wahren Lichte sehnen, suchen Fürsprache bei ihr.Die heilige Odilie wurde von Papst Pius XII. am 6. Juni 1946 zur Schutzpatronin des Elsaß ausgerufen. Das Grab der heiligen Odilie wurde zu einer der wichtigsten Wallfahrtsstätten im Elsaß. Ein Gedenkstein erinnert daran, dass auch Papst Johannes Paul II im Jahre 1988 diesen Ort mit einem Besuch ehrte. Ein Höhepunkt beim Rundgang durch das Kloster ist die Grabkapelle der Gründerin des Klosters, der heiligen Odilie. Geht man den Klostergang entlang gehend, kommt man auf die Nordseite des Klosters, wo sich eine Terrasse mit Ausblick befindet: die gesamte Rheinebene liegt vor einem und bei klarem Wetter kann man bis an die Ränder des Schwarzwaldes blicken. Eine Aussicht die alleine den Besuch dieses Ortes lohnt. Von dieser Terrasse gelangt man in zwei kleine Kapellen, die beide mit neueren aber dafür wunderschönen Fresken ausgestattet sind. Rund um den Berg zieht sich eine alte ca. 10 km lange und 3 m hohe „Heidenmauer“, die wohl aus prähistorischer Zeit stammt. So Gott will werden wir allesamt in das Lob einstimmen können, das der deutsch-französische Schriftsteller Alfred Kern (1919-2001) wie folgt formuliert hat: „Das Elsass ist eine vom Himmel gesegnete Landschaft. Manchmal bricht ein Unendlichkeitsgefühl durch.“
Zumindest eine Ahnung davon werden wir verspüren, davon sind wir überzeugt.
Die hier beschriebene Kirchenwallfahrt der Christ-Katholischen Kirche in Deutschland, organisiert durch St. Andreas / Ebenweiler fand am 30./31. März 2019 statt.
70. Jahre Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland
Bekanntlich hält nichts länger als ein Provisorium. Das Grundgesetz wurde am 23. Mai 1949 verkündet und trat anschließend für die westdeutsche Bundesrepublik in Kraft. Noch im selben Jahr gab sich die ostdeutsche DDR eine eigene Verfassung. Mit der Wiedervereinigung 1990 wurde das Grundgesetz zur gesamtdeutschen Verfassung.
Es waren nur Delegierte der westdeutschen Länder, die das Grundgesetz auf Herrenchiemsee ausarbeiteten und dann auch für die Bundesrepublik umsetzen konnten. Nicht Verfassung sollte der gesetzliche Grundlagentext heißen, sondern eben Grundgesetz. Provisorisch sollte er sein, bis zur freien Vereinigung des deutschen Volkes, welches sich dann eine gemeinsame Verfassung zu geben hätte. Interessanterweise gestaltete sich die deutsche Einheit dann doch der Gestalt, dass die östlichen Länder dem Geltungsbereich des Grundgesetzes schlicht beitraten und sich auf diese Weise die Erarbeitung einer neuen Gesamtdeutschen Verfassung erübrigte. Wo auch immer dieses Thema aufgeworfen wird, wird mit einem gewissen Recht angefragt, was hätte denn anderes oder gar besseres in einer neuen Verfassung 1990 stehen können.
Zum 70. Geburtstag der Verfassung verweist Bundespräsident Steinmeier auf die hohe Akzeptanz, welche das Grundgesetz in der Bevölkerung genießt. Zugleich verweist der Bundespräsident allerdings auch auf den Umstand, dass die Verfassung zwar allgemein anerkannt sei, aber eben kaum inhaltlich bekannt. Viele Bürger wüssten gar nicht so recht, was im Grundgesetz stünde und warum es dort zu finden sei.
Dies müsse sich ändern, verlangte Steinmeier. „Ich denke, dass das Wissen zum Grundgesetz in unserem Land so groß werden sollte wie die Zustimmungswerte es schon sind. Hirn und Herz im Gleichklang.“ Das sei zweifellos ambitioniert. „Aber wir dürfen auch nicht hinnehmen, dass Millionen von Menschen grundlegende Zusammenhänge einfach nicht kennen.“ Das gelte etwa für die Zusammenhänge zwischen der Weimarer, Bonner und Berliner Republik, zwischen dem Holocaust und Artikel 1 des Grundgesetzes oder zwischen 1949 und dem, was man heute westliche Werte nenne.
Genau diese vom Bundespräsidenten angemahnte Tiefenbohrung in den Geist der Verfassung hinein wagt der Philosoph und katholische Journalist Joseph Bordat mit seinem neuen Werk: „Ewiges im Provisorium“. Er versucht das Grundgesetz im Lichte des christlichen Glaubens zu lesen. Nicht gegen den säkularen Staat mit seinen Laizisten und Pluralismen und doch aus einem Wertebewusstsein der Verfassungsväter heraus, welches eben nicht nur im Angesicht der vorausgegangenen Katastrophe stand, sondern zutiefst weltanschaulich und damit eben auch christlich geprägt war.
Der Staat besteht nicht aus sich selbst heraus, sondern aus der Zustimmung des Volkes. Darum muss um die Demokratie auch immer wieder neu gerungen werden. Doch kann sich der richtige Weg natürlich nicht einfach aus spontanen, wechselnden und sich auch ins Gegenteil kehrenden Mehrheiten herleiten. Die Gesellschaft bedarf eines einigenden Bandes, eines gemeinsamen Konsens. Dieser Konsens lässt sich letztlich nur im andauernden Ringen, im offenen Diskurs in Kommunikation auf demokratischer Ebene erzielen.
Aber wie kommt nun Gott, der Ewige ins Spiel? Sicher nicht durch Bevorzugung angeblicher christlicher Parteien oder der hinter diesen stehenden kirchlichen Lobbyisten. Nein, Joseph Bordat geht viel grundsätzlicher ans Werk, indem er auf ewige Grundlagen verweist, auf das Naturrecht, auf den menschlichen Verstand und dessen Gewissen. Mit diesen Arbeitsinstrumenten ausgestattet kann sich der einzelne Bürger als Erzieher, Meinungsbildner, Politiker oder Richter seiner Aufgabe zur Wahrung der menschlichen Würde, seiner Glaubens- und Gewissensfreiheit stellen. Das Ewige bricht sich seinen Weg ins Provisorium durch die zur Verfügung stehenden Instrumente, und ist in der Abwehr jeglicher Totalitarismen, im Offen halten des gesellschaftlichen Freiheitsraumes zu erkennen; sei dies in der wirtschaftlichen Freiheit der Tarifpartner, oder in der privaten Freiheit der Familie.
Josef Bordat, Ewiges im Provisorium, Das Grundgesetz im Lichte des christlichen Glaubens, Lepanto Verlag 2019, S. 209, 15,30€.