Zeitschrift für Theologie, geistliches Leben und christliche Kultur
10. Bildwiesenfest in Ebenweiler
Gelebte Ökumene mit der röm.-kath. Kirchengemeinde St. Urban
Am 18. Und 19. August laden der Freundeskreis Bildwiesen Ebenweiler e.V. und die Zisterzienserbrüder von St. Andreas zum 10. Bildwiesenfest auf ihren Kräuterschauacker ein. Während für den Vorabend ein Vespergottesdienst mit anschließendem Grillen geplant ist, soll am Sonntag ein Feldgottesdienst nach der ökumenischen Limaliturgie auf den Bildwiesen gefeiert werden. Anschließend Mittagessen und Führung durch den Kräutergarten. Bei den Bildwiesen handelt es sich um einen Naturgarten, mit einer rund dreißig Meter großen Kräuterspirale, die eine Fülle der heimischen Heil- und Gewürzpflanzen vorstellt.
Vor 50. Jahren eröffnete Papst Johannes XXIII das II. Vatikanische Konzil
Angelo Roncalli (so der bürgerliche Name des Papstes) spürte, als er Ende der fünfziger Jahre zum Papst gewählt wurde, dass seine Kirche der Erneuerung bedurfte. Um sie der drohenden Erstarrung zu entreißen, wollte er sie auf die Höhe der Zeit führen.
Die Kirche müsse sich im Gegensatz zum Antimodernismus mit den Fragen ihrer Zeit auseinandersetzen. So bedürfe es nicht nur einer liturgischen und spirituellen Erneuerung, die Kirche müsse sich auch der christlichen Ökumene und dem interreligiösen Dialog stellen, schließlich müsse sie sich mit der Frage nach dem demokratischen Staat und den Menschenrechten beschäftigen. Dieses Programm, welches nicht nur innerkirchliche Fragen verhandelte, sondern auch die Frage nach der Stellung der Kirche in der Welt aufwarf, bezeichnete der Papst als ein notwendiges „Aggiornamento“.
Neben großen Hoffnungen auf die Erneuerung der Kirche weckte die Einberufung des Konzils auch entsprechende Ängste: möglicherweise würde bei einem Öffnen der kirchlichen Türen und Fenster nicht nur frische Luft, sondern auch der Zeitgeist Einzug in die Kirche halten.
In den vergangenen fünfzig Jahren positionierten sich beide Seiten zunehmend unversöhnlich gegeneinander. Die liturgische Erneuerung konnte, teils bilderstürmerisch, teils halbherzig rasch umgesetzt werden. Pfarrgemeinderäte wurden eingeführt, neue geistliche Berufe wie z.B. die Pastoralreferentin oder der ständige Diakon wurden eingeführt. Nationale- und Diözesansynoden tagten und rangen um die Erneuerung vor Ort. 1983 löste ein neues Kirchenrecht das kanonische Recht von 1917 ab. Papst Johannes Paul II setzte mit dem Friedensgebet von Assisi und seinem Besuch in der römischen Synagoge wichtige symbolische Zeichen für die Ökumene und den interreligiösen Dialog.
Als Achillesferse des Konzils zeigte sich die fast völlig fehlende Erneuerung der kirchlichen Sexualmoral. Fragen nach dem Zölibat, nach der Rolle der Frau in der Kirche, nach dem Umgang mit Geschiedenen und Wiederverheirateten Menschen, nach den zahlreichen pädophilen Skandalen oder nach homosexuellen Partnerschaften zwischen Katholiken steht die Kirche nach wie vor nahezu sprachlos gegenüber.
Während die lateinamerikanische Befreiungstheologie eine klare Zurückweisung erhielt, konnten sich im Rahmen der spirituellen Erneuerung neue geistliche Gemeinschaften neben den alten Orden etablieren. Dass diese unter Johannes Paul II geförderten Gemeinschaften, ebenso wie die Umfangreiche Aufstockung des Heiligenkalenders oder die sehr erfolgreichen Weltjugendtage ein deutlich konservatives Profil tragen, darf man zur Kenntnis nehmen.
Unter Benedikt XVI scheint die konziliare Erneuerung an ihr Ende gelangt zu sein. Dies zeigt sich z.B. im Bemühen um die alte Liturgie und um die sogenannten „Piusbrüder“, in der ökumenischen Sprachlosigkeit (Erfurt), oder auch in der ungeschickten interreligiösenen Symbolsprache gegenüber dem Islam und dem Judentum (Regensburg und Karfreitagsfürbitte).
Anlässlich des 50. Jahrestages der Eröffnung des 2. Vatikanischen Konzils veröffentlichen wir drei Artikel ehemaliger röm.-kath. Theologen, die aus unterschiedlichen Gründen während der vergangenen Jahrzehnte ihre Kirche verlassen haben. Eine sicherlich subjektive Außenperspektive auf die Anlässlich des 50. Jahrestages der eröffnung des 2. Vatikanischen Konzils veröffentlichen wir drei Artikel ehemaliger röm.-kath. Theologen, die aus unterschiedlichen Gründen während der vergangenen Jahrzehnte ihre kirche verlassen haben. Eine sicherlich subjektive Außenperspektive auf die Gegenwart der röm.-kath. Mutterkirche, nicht jedoch ohne den Schmerz der Liebe geschrieben.
50 JAHRE II.VATICANUM
Von Axel Stark
Kurz nach seiner Wahl hat Papst Johannes XXIII. ( 1958-1963) Anfang 1959 zur Überraschung vieler ein neues Konzil angekündigt. Für diejenigen, die Reformen in der römisch-katholischen Kirche wollten, war diese Ankündigung mit Hoffnungen verbunden.
Für die „Besitzstandswahrer“ gab es nun Anlass für Ängste. Ein Konzil, also die Versammlung aller Bischöfe und Ordensoberen der Weltkirche, bedeutet für den Papst und seine Römische Kurie immer eine Infragestellung der bisher gesicherten Macht und Einflussbereiche. Viele glaubten damals, dass ein neues Konzil nicht mehr nötig sei, da ja der Papst seit den Dogmen von 1870 der „oberste Bischof“ der Kirche ist, der die anderen Bischöfe ernennen und absetzen und alle wichtigen Fragen der Glaubens- und Morallehre selber unfehlbar entscheiden kann. Ein Konzil bedeutete für die einen eine unnötige Beunruhigung und mögliche Störung, für die anderen ein Hoffnungszeichen in einer Kirche, deren oberste Leitung in Rom sich als ein Hindernis für notwendige Reformen erwies. Papst Johannes hat 1959 also ein mutiges Zeichen gesetzt, das nicht im Interesse seiner Kurienmitarbeiter lag.
Da der Papst 1963 starb, hätte sein Nachfolger das Konzil nicht weiterführen müssen.
Aber Papst Paul VI. ( 1963-1978 ) führte das vor jetzt fünfzig Jahren 1962 von seinem Vorgänger begonnene Konzil weiter bis 1965. Die verschiedenen Richtungen und „Parteien“ der Kirche ringen nicht nur während des Konzils miteinander bzw. gegeneinander, sondern erst recht nach dem Konzil, wenn es darum geht, die Beschlüsse und Anregungen des Konzils
in den einzelnen Bistümern und Orden umzusetzen. Dieser Umsetzungsprozess dauert seit 1965 immer noch an. Der Konzilstheologe P. Karl Rahner SJ ( 1904-1984 ) sprach vor seinem Tod von einer „winterlichen“ Zeit in der Kirche. Vom Konzil geforderte Reformen der Kurie und des Kirchenrechts ( 1983 neuer CIC ) wurden so gestaltet, dass sie sich in der Sache als keine echten Reformen herausstellten. Mit der Enzyklika Humanae Vitae vergab man die Chance, eine den Herausforderungen der heutigen Menschheit helfende Sexualethik zu entwickeln. Theologen, die sich der kurial vorgegebenen Linie nicht anpassten, wurden z.T. „gnadenlos“ in ihrer Arbeit behindert und mundtot gemacht, z.B. 1979 Hans Küng, Konzilstheologe und Tübinger Professor wie der jetzige Papst Benedikt.
Persönlich habe ich als junger Ministrant die Konzilszeit erlebt. Zu Beginn 1961 lernte ich das Ministrieren im bisherigen Ritus (Latein, Priester mit Rücken zum Volk, eigene Priesterkleidung auch außerhalb der Liturgie usw.). Dann kamen die verschiedenen Änderungen, die ich als positiv empfand. Uns Ministranten wurden die Änderungen vom Kaplan kurz erklärt, soweit ich mich erinnere wurden die Änderungen ( Landessprache, Priester mit dem Gesicht zum Volk, Priester im „normalen“ Anzug usw. ) schrittweise eingeführt. Aber es waren Änderungen „von oben“: wir wurden nicht gefragt. Da ich persönlich mit den Änderungen einverstanden war, fand ich mich problemlos damit ab. Aber ältere Erwachsene hatten z.T. ihre Probleme. Ich ministrierte damals auch einem etwa 80 jährigen Ruhestandsgeistlichen, der mit dem Rücken zum Volk weiter zelebrierte. Für mich kein Problem, da ich diese Art des Zelebrierens noch von früher her kannte. Allerdings sah ich in dem Priester einen alten Mann, der „nicht mit der Zeit“ gehen konnte.
In Erinnerung blieb mir die lange Schlange der Konzilsväter, die aus dem Petersdom heraus auf den Petersplatz kamen. Weltkirche wurde erfahren in den Gesichtern der aus allen Ländern der Erde stammenden Konzilsväter. Und Pater Mario von Galli (SJ) wies darauf hin, dass das Konzil nun zu Ende sei und dass jetzt die Verwirklichung und Umsetzung beginne. Für mich war es ein Zeichen der Hoffnung und der Erneuerung. Mein Interesse für Glaube, Kirche und Theologie wurden wohl damals geweckt und bestärkt.
Die Verwirklichung und Umsetzung des Konzils stellte ich mir als 13-jähriger ohne genaue Kenntnisse der kirchenpolitischen Verhältnisse geradliniger und optimistischer vor, als es dann wirklich geschah.
Im Rückblick meine ich, dass das Konzil versäumt hat, grundlegende Weichenstellungen für die Reform der Kurie und des Kirchenrechts zu verabschieden, hinter die man dann nicht mehr einfach zurückfallen hätte können. Dann hätte die „Reform von oben“ mehr durch eine „Reform von unten“ ( Kollegialität der Bischöfe, Synodalität und Subsidiaritätsprinzip in der Kirche, Ent-Klerikalisierung der Kirche im Sinne einer Kirche als Volk Gottes, Diakonie und Soziallehre/Soziale Praxis als weitere zentrale Aufgaben der Kirche ) ergänzt werden müssen.
Die bisherige Prägung der Kirchenmitglieder durch zentralistische und antimodernistische Traditionen ( den Antimodernisteneid gab es bis kurz nach dem Konzil ), die hauptsächlich im 19. Jahrhundert in der Kirche aufkamen, hätten zur „Bildungsaufgabe“ gemacht werden müssen. Die z.T. unbewussten Prägungen hätten bewusst gemacht, Alternativen klar herausgestellt und in ihrer befreienden Wirkung als realistisches Ziel vertreten werden müssen. Mündiges Christsein und der aufrechte Gang gehören gemeinschaftlich eingeübt und gefördert.
Von konservativer Seite wird heute unter dem Stichwort „Gotteskrise“ der Versuch unternommen, die Verantwortung für die gegenwärtige Kirchenkrise dem mangelnden Gottesglauben der Kirchenmitglieder zuzuschreiben. Von der Kurie kann man lernen, dass die kirchenrechtliche Gestaltung der Kirche von zentraler Bedeutung ist. Deshalb hängt die heutige Glaubwürdigkeitskrise der Kirche nicht nur mit dem Glauben der Mitglieder zusammen. Von zentraler Bedeutung ist ein Kirchenrecht, das seinen obersten Grundsatz „Das Kirchenrecht hat den Menschen und ihrem Heil zu dienen“ ( can. 1752 CIC / 1983 ) ernst nimmt, dem dann eine reformierte Kurie dient. Die vielen noch nicht realisierten Beschlüsse und Anregungen des II. Vatikanischen Konzils sind nicht nur buchstabengetreu, sondern dem Geist des Konzils verpflichtet umzusetzen. 50 Jahre Konzilsbeginn können uns an diese immer noch zu erledigende Aufgabe erinnern und uns in Pflicht nehmen. Und diese zu erledigende Aufgabe geht nicht nur die Rom-Katholiken an, sondern alle Christen, die z.T. ja auch vor ähnlichen Herausforderungen und Aufgaben stehen.
Ökumene kann dann auch bedeuten, gemeinsam glaubwürdig als mündige Christen in der Welt von heute das Zeugnis von der zu verkündenden und praktizierenden Botschaft vom Reich Gottes abzulegen. An unseren Früchten werden wir erkannt werden.
Der Autor lehrte als Akademischer Oberrat an der Universität Passau.
Die Freiburger Erklärung
Von Amond Arnold
In einem Interview vor dem Papstbesuch in Deutschland im vergangenen Jahr hatte Erzbischof Robert Zollitsch, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, die Notwendigkeit betont, zu einem neuen, „barmherzigen“ Umgang der katholischen Kirche mit geschiedenen Wiederverheirateten zu kommen. Er äußerte die Hoffnung, dass es in dieser Frage noch „zu seinen Lebzeiten“ zu einer guten Lösung kommen werde. Die römisch-katholische Kirche schließt Geschiedene, die eine neue Ehe eingegangen sind, von den Sakramenten und von der Mitarbeit in kirchlichen Gremien aus und begründet dies mit der absoluten Unauflöslichkeit einer sakramental geschlossenen Ehe. Als nun an die 200 Diakone und Priester seines Bistums in der sogenannten Freiburger Erklärung (http://www.memorandum-priester-und-diakonefreiburg. de/?page_id=282Link) öffentlich machten, dass sie den von Zollitsch angesprochenen „Weg der Barmherzigkeit“ schon gehen und geschiedene Wiederverheiratete zu den Sakramenten zulassen, brachten sie ihren Bischof damit in arge Bedrängnis: Der war nämlich mit seinen eigenen Bemühungen inzwischen auf den entschiedenen Widerstand des Vatikan und der Betonköpfe in der Deutschen Bischofskonferenz gestoßen. Nun macht die Freiburger Erklärung nur öffentlich, was schon seit einem halben Jahrhundert gängige Praxis in vielen Gemeinden ist. Darin aber besteht das Ärgernis. Der Vatikan und seine Vasallen im Bischofsamt tolerieren beinahe jede Gesetzesübertretung, solange nur nicht darüber geredet wird. Die Fiktion muss unter allen Umständen aufrechterhalten werden oder wie der Bischof meiner Heimatdiözese vor langer Zeit einmal zu seinen Priestern sagte: „Fragt mich nicht, dann muss ich es euch nicht verbieten.“ Verbieten wollte Erzbischof Zollitsch seinen Priestern denn auch, sich dem Memorandum anzuschließen. Immerhin kam es zu einem Gespräch zwischen Bistumsleitung und den Initiatoren des Memorandum, das nach dem Bekunden beider Seiten in einer guten Atmosphäre verlief. Der Bischof sagte zu, das Problem auf verschiedenen Ebenen weiter zu diskutieren, die Initiatoren ihrerseits, was man zwischen den Zeilen lesen kann, bis auf Weiteres den Mund zu halten. Appeasement-Politik also mit einem Etappen-Sieg für die Hierarchie. Denn es wäre naiv zu glauben, die römische Kirche würde in nächster Zukunft von ihrem Weg der Erbarmungslosigkeit abweichen.
Nicht zuletzt die Ernennung des erzkonservativen Regensburger Bischofs Müller zum neuen Präfekten der Glaubenskongregation durch den Papst beweist, dass die Römische Kirche auch in Zukunft stramm Kurs zurück in die Vergangenheit hält. Allerdings wird sich zumindest das Problem der Geschiedenen Wiederverheirateten wohl von selber lösen, weil immer weniger wiederverheiratete Paare den Drang verspüren dürften, sich heimlich an die Kommunionbank zu schleichen.
Der Autor ist katholischer Priester, ursprünglich römisch-katholisch wechselte er später in den Dienst der alt-katholischen Kirche. Heute lebt er ohne Seelsorgeauftrag im Ruhestand.
ICH BIN KIRCHE – BIN ICH KIRCHE?
Von Br. Gerhard Seidler OPR
„Ich, ich bin die Kirche“ (Io sono la chiesa) konnte Papst Pius IX. in absolutistischer Manier im 19. Jahrhundert verkünden. Der Papst des Ersten Vatikanischen Konzils, der Unfehlbarkeit, des Jurisdiktionsprimats und des Antimodernisteneids verstand sich in seinem Souveränitätsdenken nicht einfach als Teil der Glaubensgemeinschaft, vielmehr sah er sich selbst als die Kirche.
Die lehramtliche Verkündigung verlangt von den Gläubigen oftmals Überzeugungen, die viele in einer unhistorisch-unkritischen Weise so nicht (mehr) vertreten können. Der biblische Anspruch aber bleibt bestehen, jedem außerhalb der Kirche Rede und Antwort zu stehen, der nach dem Grund unserer christlichen Hoffnung fragt. So nehmen sich viele Getaufte das Recht heraus, traditionelle Lehrformulierungen abzulehnen oder für sich neu zu deuten. „Sind wir womöglich alle als Individuen in irgendeiner Weise Häretiker, auf der Suche nach der Heilswahrheit unter den Bedingungen unserer Welterkenntnis und Welterfahrung, welche die Zeugen der Offenbarung in Jesus Christus so nicht hatten?“
Bereits 1965 hat Karl Rahner, der als Theologe am Zweiten Vatikanischen Konzil maßgebend mitgewirkt hat, in einem aufsehenerregenden und ergreifenden Vortrag in München Christen wachgerüttelt, nach dem „Anfang des Anfangs“ des Konzils den Aufbruch fortzusetzen:
„Alle Erneuerung, aller Fortschritt der Kirche wird gleichsam immer wieder hineinverzehrt werden in die Erfahrung der Mühsal der Geschichte, in die Enttäuschung über uns selbst, die wir doch die Kirche sind und sie also auch so erfahren werden, wie wir uns erfahren müssen, so wir nur wahrhaftig gegen uns selbst sind. Wir spielen immer die unvollendete Symphonie der Ehre Gottes, und immer ist nur Generalprobe. Aber darum ist alle Mühe, alle immer unvollendete und unvollendbare Reformation nicht umsonst, nicht sinnlos. Sie ist einfach die Aufgabe der Knechte, die unter Tränen säen, damit Gott ernte, die Aufgabe, die nur die christliche Hoffnung wider alle Hoffnung bewältigt, weil sie allein glaubend weiß, dass noch die angenommene Niederlage von uns den Sieg Gottes am Holz des Kreuzes fortsetzt.“
Wie sehr die Generalprobe dieser Symphonie von unterschiedlichen Interpretationen geprägt bleibt, zeigt die Auseinandersetzung um die Auslegung des Konzils. Was sich im Konflikt mit den Levebre-Leuten und angesichts des großzügigen Entgegenkommens des Papstes erheblich zugespitzt hat in der Frage, wohin der Kurs der Kirche führt.
Die innerkirchliche Unruhe ist groß, während sehr viele vom anhaltenden Reformstau Enttäuschte längst stumm in die innere Emigration abgewandert sind.
Papst Benedikt XVI rief mehrfach dazu auf, die Beschlüsse des Konzils nicht als „Bruch“ mit Früherem zu sehen. Vielmehr solle man die Glaubensgeschichte durch die Brille „der Kontinuität und der Reform“ lesen. Die Aussagen der Konzilsväter könnten Antworten geben „auf die großen sozialen und kulturellen Umwälzungen“. Aber ist wirklich alles pure Kontinuität?
Das KIRCHENRECHT wie es ist. / wie es sich sieht:
Martin Lüdecke erläutert , was aus strikt amtlicher und juridischer Sicht zum katholischen Bekenntnis zwingend dazugehört. Kirchenrecht, so seine Meinung, ist „ geronnene Ekklesiologie“. Er zitiert Papst Johannes Paul II, wonach das kirchliche Gesetzbuch von 1983 die verbindliche Auslegung der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils enthält. Wer das Konzil verstehen wolle, müsse auch das gesetzlich verfasste einbeziehen. Zu den katholischen Grundlagen gehöre, dass die wahre Kirche des Heils eine Kirche des Rechts sei. Das persönliche Verhältnis zum Glauben und das Verhältnis des Einzelnen zur Kirche seien nie voneinander zu trennen.
Die Gemeinschaft der Glaubenden ist im katholischen Rechtsverständnis eine „stände- und geschlechterhierarchische Papstkirche“. Nur der Papst ist Herr über die Gesetze und ihm folgen von oben nach unten Bischöfe, Priester, Diakone und die „Laien“. Debatten über diese Institution sind nicht vorgesehen. Das Lehramt hat die alleinige Deutungshoheit. Theologen dienen in amtlicher Sicht dem Lehramt und gerade dadurch dem Volk Gottes. Ohne Lehramt kann es keine legitime Kirchen- und Liturgiereform und keine Ökumene geben. Dementsprechend schulden die Gläubigen dem Lehramt Gehorsam. Runde Tische und demokratische Dialoge um Kirchenreformen voranzubringen, berühren diese „Kommunikation“ von oben nach unten nicht. Ein tauglicher Katholik begnügt sich mit seiner Position in der hierarchischen Gemeinschaft wie in der Liturgie, er gibt seine Gesinnung an die Nachkommen weiter. Sein Gewissen bildet er am Lehramt. So gesehen hat das Zweite Vatikanum in den Grundkonstanten zu den Vorgängerkonzilien kaum etwas geändert.
Wirklichkeit ist jedoch, dass sich KATHOLISCHE IDENTITÄT nicht ausschließlich an Rechtsnormen festmachen kann und darf. Fragen, die auftauchen lauten: Welchen Stellenwert hat der innerkirchliche Dialog? Was bedeutet die Geschichtlichkeit der Dogmen und des Glaubensverständnisses? Ist nicht auch das Kirchenrecht nach heutigen Standards zu reformieren?
Heinzgerd Brakmann (der Bruder Friedrich und Br. Gerhard während ihres Studiums das „Liturgische Leben“ erschlossen hat) bündelt seine Kritik am streng rechtlich geprägten Kirchenbild. Er habe für sich selbst erstaunt feststellen müssen, dass er weit von einem „guten Katholiken“ entfernt sei. Diese Kirche komme ihm vor wie ein Heißluftballon. „Beim Fliegen stützt er sich auf eigene Mittel, auf Ballon, Korb und erhitztes Gas. Aber er kann lediglich ein paar Leute transportieren. Andere bleiben draußen. In der Alten Kirche sei von den Gläubigen lediglich ein kleiner Grundstock an Bekenntnis verlangt worden: das Glaubensbekenntnis und das Ja und Amen zu dem, was in der Liturgie zur Sprache kommt. „Mehr nicht!“ Daran könne man sich auch heute wiederum orientieren.
Forian Bruckmann, Theologe in Eichstätt, verweist in diesem Zusammenhang auf Artikel 48 der Kirchenkonstitution „Lumen gentium“. Dort steht, dass es zur Eigentümlichkeit der Kirche gehört, dass sie als pilgernde Kirche zu dieser Weltzeit gehört, wie die gesamte Schöpfung seufzt und in Wehen liegt (Röm 8,19-22). Damit ist die Verfasstheit der Kirche – auch im rechtlichen Sinn – in der Geschichte nie abgeschlossen, sondern vorläufig. „Ich wünsche mir aufgrund dieser Perspektive mehr Gelassenheit in der Kirche und Weisheit im Dialog“.
Aus evangelischer Sicht, so Günter Wenz, ist das Bekenntnis, die Confessio, auf die Kurzformel zu bringen: Christ ist, wer bekennt, dass er von Gott bedingungslos angenommen ist.
Unabdingbare Bedingung für das Bemühen um kirchliche Einheit über die Kirchengrenzen hinweg ist die Bekenntnisvielfalt. Zeugenschaft kann nicht monopolisiert und enggeführt werden. Es geht um Weite, Zuversicht, Helligkeit und das Vertrauen auf Gottes Geist: „Du führst mich hinaus ins Weite. Du machst meine Finsternis hell!“
Vor allem zwei Wege stehen der Glaubensgemeinschaft offen, betont Johanna Rahner, die in Kassel Theologie lehrt: „Als Kinder des Konzils zu leben oder als Gralshüter“.
Die erste Gruppe geht von der Würde und dem Selbststand der Welt aus, in der sie lebt. Sie geht das Risiko ein, dass sie alles, was einst als „gut katholisch“ bezeichnet wurde, so leicht nicht mehr oder gar nicht mehr erfüllen könne, weil beispielsweise die Sprache dafür fehlt oder weil sich der Verstehenshorizont verändert hat.
„Gralshüter“ sind jene, die die Welt als verführt, abgefallen und böse betrachten. Sie verstehen sich als „kleine Herde“, die mit der Welt nur in Kontakt tritt, um sie zur Wahrheit zu rufen. Ihre Sehnsucht ist das verlorene Paradies des Sakralen. Die Theologin zeigt sich beunruhigt angesichts dieser Haltung, die in jeder Weltoffenheit und Weite eine „Diktatur des Relativismus“ sieht. Sie empfiehlt: „Wirklicher Dialog heißt die Wahrheitssuche auch dem anderen zu überlassen.“ Dazu gehört es die Fragen der Menschen wahrzunehmen, sie wertschätzen als eine Art Fremdprophetie (denn Gottes Geist weht wo und wann er will!). Maßstab für diese Spurensuche ist die Selbstoffenbarung Gottes in der Menschwerdung Jesu. „Tiefer als Krippe und Kreuz können wir gar nicht kommen.“
Br. Gerhard Seidler OPR hat röm.-kath. Theologie studiert, der Ordensmann ist Mitglied der Christ-Katholischen Kirche.
Das ABC des Johannes von Dr. Manfred Gies 2. Teil
Das griechische Wort für Geist ist pneuma. Es ist in dieser Sprache grammatisch Neutrum und weil das nicht unbedeutend ist, soll im Folgenden nicht von „der Geist", sondern von „das Pneuma" die Rede sein. Die Vorgeschichte dieses neutestamentlichen Begriffs ist sehr umfangreich und er hat seine Wurzeln keinesweg ausschließlich, nicht einmal primär im Alten Testament, obwohl der „Geist Gottes" (hebr.: ruach elohim, ruach jahwe) bereits in den ersten Versen der Genesis (Gen.1.2) erwähnt ist. Die hebr. „ruach" (grammatisch ein Femininum) hat allerdings umgangssprachlich ein ähnliches Bedeutungsspektrum wie das griech. „pneuma": Wind, Hauch, Atem, Lebensodem. Aber bereits der „Lebensodem", den Gott im Garten-Eden-Mythos dem „adam", dem Gebilde aus Erdboden, in die Nase bläst (Gen.2.7), ist im hebr. Text ein ganz anderer Begriff (hebr.: neshamah, das in der Septuaginta mit griech. pnoe wiedergegeben wird). Das ntl. Pneuma jedoch hat Vorläufer vor allem in der griechischen Religions- und Philosophiegeschichte (Orphische Mysterien, Stoa) einerseits, und andererseits in der Religion des Zarathustra: Dort wird explizit gehandelt von einem „heiligen Geist" (altiranisch: spenta maniav) im Kontrast zu einem „bösen, betrügerischen Geist" (angra maniav, daraus später: „Ahriman"): Teils wird der heilige Geist in diesen Schriften (Awesta) mit dem monotheistischen Gott (Ahura Mazda, „Herr des Wissens", daraus später: „Ormuzd") identifiziert, aber ansonsten wird dem Menschen die Freiheit - und auch die Aufgabe - gegeben, sich zwischen diesen beiden Geistern zu entscheiden, damit er nach dem Tode in das „Reich Gottes" (altiranisch: chschathra) eintreten kann, falls er sich für den ersteren, den „Geist der Wahrheit" (air.: ascha) entscheidet und gegen den letzteren, den „Geist des Trugs" (air.: drug).
Es mag verwundern, dass diese Begriffsvorgeschichte am Anfang eines Artikels über das johanneische Pneuma erwähnt sein soll, aber allein die Erinnerung an die Aufforderung zur „Unterscheidung der Geister" im 1. Joh.-Brief mag ein Hinweis sein, dass dies nicht abwegig ist. Denn die Bedeutung des Pneuma in den joh. Texten ist enorm vielfältig und unterschiedlich, wie gleich gezeigt werden soll Er hat aber einige Bedeutungen gerade nicht, die er bei den anderen Evangelisten einerseits, in den Paulus-Briefen andererseits hat. Dagegen hat er sowohl die Bedeutungen der genannten zarathustrischen Quelle, als auch die aus der griechischen Philosphie sehr wohl. In der philosophischen Schule der Stoa hat das Pneuma, neben der Sophia (Weisheit) und dem Logos (Wort, Begriff, Vernunft) ebenfalls bereits den Stellenwert einer göttlichen Instanz. Die Bedeutung von „Pneuma" als Synonym zu „Dämon" (griech.: daimonion), wie sie vorwiegend bei Markus zu finden ist, gibt es bei Johannes dagegen überhaupt nicht.
Im Joh.-Ev. kommt das Wort Pneuma 24 Mal vor. Nicht vergleichbar mit den spärlichen Erwähnungen bei den Synoptikern (von pneuma = daimonion abgesehen), schon eher mit der Anzahl im Römerbrief (besonders Kap. 8) und 1. Korintherbrief des Paulus. Die erste Erwähnung in Joh. 1.32f. hat Parallelen in allen vier Evangelien, nur dass hier nicht von der Taufe Jesu selbst die Rede ist:
"Ich sah das Pneuma niedersteigen wie eine Taube aus dem Himmel und auf ihm bleiben. Und ich kannte ihn nicht, aber der mich gesandt hat zu taufen in Wasser, jener sagte mir: Auf wen du siehst das Pneuma niedersteigen und auf ihm bleiben, dieser ist der Taufende in heiligem Pneuma."
Eine für den jüdischen Leser unverkennbare Assoziation zu Jesaia 11.2 „Auf ihm wird sich der Geist Gottes (ruach jahwe) niederlassen, der Geist der Weisheit und des Wissens (...)"
Hier sind gleich zwei Pneumabegriffe in einer Sentenz vorhanden: Pneuma kommt „von oben" herab auf den Menschen als eine Epiphanie Gottes, in einer Weise der Gegenwart des Gottes, die als einer sinnlichen Gestalt ähnelnd beschrieben wird (die Synoptiker fügen noch das Zitat aus Jesaia 43.1 hinzu „Dies ist mein geliebter Sohn ..." als die Stimme Gottes). Andererseits ist Pneuma das Medium, in dem getauft wird: Die Taufe als Untertauchen im Medium Wasser in der Konzeption des Täufers Johannes hat unter anderem die Bedeutung der Erneuerung, oder auch die einer „zweiten Geburt", wie wir sie in zahlreichen Religionen vorfinden. Die Triade „Tod - Verweilen in der Totenwelt - Auferstehung zu neuem Leben" ist hier, ebenso wie in den Initiationsriten anderer Religionen vorgeprägt.
Und damit entspricht dieses Pneuma hier bereits der zweiten Pneuma-Episode bei Johannes: Dem nächtlichen Gespräch mit Nikodemus in 3.1-8. Auch hier ist von einer neuen Geburt die Rede „aus dem Pneuma", die allein das Eingehen in das „Reich des Gottes" möglich macht. Nicht zu übersehen die doppelte Bedeutung auch des griechischen,“"anothen", das zugleich „von neuem" und „von oben" heißt.
Hier zeigt sich ein Beispiel für die ungeheurere mystische Tiefe des Autors, der diesen Text verfasst hat: Das griechische „pneuma" hat unter anderem, ebenso wie die hebräische „ruach", die umgangssprachliche Bedeutung „Wind". Das Verb dazu, „wehen", ist griech. pneo. Und damit legt der Autor Jesus nun ein Wortspiel, oder vielmehr eher ein Metaphernspiel in den Mund: "Der Wind weht wo er will ..." In einer sprachnahen Übertragung könnte man sagen „Das Pneuma pneut, wo es will ...". Und dann: "Du hörst sein Brausen ...". Diese übliche und der Wind-Metapher entsprechende Übersetzung des griech. Wortes „phone", das präziser „Laut, Stimme" heißt, darf nicht übersehen, dass auch in anderen Passagen des Joh.-Ev. die phone, die Stimme, eine wesentliche Rolle spielt (dazu mehr in einem weiteren Artikel zum "Johanneischen ABC").
"(...) aber du weißt nicht, woher (es, das Pneuma oder er, der Wind) kommt und wohin (es/er) geht". Das ist unmittelbar einleuchtend in der Metapher, aber der theologisch/mystische Hintergrund gar nicht ohne Weiteres: Das Pneuma, hier als Präsenz Gottes wie in der ersten Episode, ist sinnlich erfassbar nur, indem es berührt, auf der Haut spürbar ist. Ein Vorher und Nachher, ein Woher und Wohin ist dem Menschen nicht zugänglich. Es IST nur, indem es "hier und jetzt" ist. Dieses Jetzt ist ein weiteres Spezifikum ausschließlich der Theologie des Joh.-Autors (und auch diesem „Jetzt", griech.: nyn, wird ein weiterer ABC-Artikel zu widmen sein).
Aber nun folgt noch ein Zusatz in der Rede Jesu, der in vielen Übersetzungen schlicht überspielt wird. Es heißt oft „So ist es MIT jedem ..." oder „So ist es BEI jedem, der aus dem Pneuma geboren ist". Abgesehen von der Herausforderung dieses Wortspiels, die Wind-Metapher in den eigentlich gemeinten Pneuma-Begriff zu übersetzen, der hier ja zugleich dasjenige ist, aus dem - im Unterschied zum Mutterschoß (wie es Nikodemus ja auch zunächst versteht) - neu geboren werden soll, der also, anders gesagt, die Mutter des neuen Lebens ist, heißt es im Text wörtlich vielmehr: „So ist JEDER, der aus dem Pneuma geboren ist." Mit anderen Worten: Jeder, der so aus dem Pneuma geboren ist, IST wie das Pneuma: Er ist wesentlich nicht nur IN einem „hier und jetzt", sondern er ist selbst wesentlich „hier und jetzt". Dies ist es, was, zumindest in dieser Passage, als „Reich Gottes" bezeichnet ist: Später wird an Stelle dieses Begriffs das „ewige Leben" (zoe aionion) stehen.
„Pneuma IST Gott." Der also, der herabkommt auf den Menschen (wie in 1.33) und auf ihm bleibt, und das ist zugleich die „Geisteshaltung", in welcher der Glaubende Gott anbetet: „... und die ihn Anbetenden sollen ihn IN Pneuma und Wahrheit anbeten". Und dies ist zugleich die Bestimmung dessen, was überhaupt „an ihn glauben" im Unterschied zu „ihm glauben" bedeutet. Dieses „an ihn glauben" ("an" ist im griechischen Text ein „in", griech. eis, mit Akkusativ, also genau genommen: „in ihn hinein glauben") ist das, was andernorts „ewiges Leben" genannt wird: 6.63
„Das Pneuma ist das Lebendigmachende. Die Worte, die ich euch sagte, SIND Pneuma und SIND Leben." „Denn das IST das ewige Leben, daß sie dich ... und den du gesandt hast, erkennen."
Ein ganz anderer theologischer Pneumabegriff kommt dann aber noch im weiteren Textverlauf zum Tragen: Der vormalige Ausdruck „in Pneuma UND Wahrheit" nimmt jetzt eine neue Form an. Hier wird vom „Pneuma DER Wahrheit" gesprochen, ebenfalls in den Gesprächen im engeren Schülerkreis, und zwar genau drei Mal: 14.17, 15.26, 16.13. Hier wird das Pneuma in derjenigen Form dargestellt, wie es später in die Trinitätslehre Eingang finden sollte: Das Pneuma ist jetzt der Begleiter, der Tröster, der, der „zur Seite steht", „der, an den man sich anlehnen kann". So etwa kann man den griechischen Begriff „parakletos" übersetzen. Der wird hier als „das Pneuma der Wahrheit" bezeichnet und mit einem sehr bedeutsamen Umstand in Verbindung gesetzt.
„Der Parakletos aber, das Pneuma, das heilige, das mein Vater in meinem Namen SENDEN wird, jener wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe." 14.26
„Wenn aber der Parakletos kommen wird, den ich euch SENDEN werde vom Vater, das Pneuma der Wahrheit, das vom Vater ausgeht, jener wird zeugen von mir." 15.26
„Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könn(te)t es jetzt nicht ertragen. Wenn aber jener kommt, das Pneuma der Wahrheit, wird es euch wegweisen in der ganzen Wahrheit ..." 16.12-13
Das christologisch Entscheidende an diesen Reden (und damit auch an der speziellen johanneischen Theologie) ist, dass dieses Senden und Kommen erst dann geschehen wird, bzw. geschehen kann, wenn Jesus weggegangen ist. Das wird eindeutig an zwei Stellen thematisiert:
„Dies aber sagte er über das Pneuma, das die an ihn Glaubenden ergreifen sollten, denn noch nicht war das Pneuma da, weil Jesus noch nicht verherrlicht war." 7.39
„Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist euch zuträglich, wenn ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, wird der Parakletos nicht zu euch kommen. Wenn ich aber gehe, werde ich ihn zu euch senden."
Hier wird ein enger, sogar bedingter Zusammenhang hergestellt zwischen dem Kommen des Pneuma und der Notwendigkeit des Weggehens Jesu aus der sinnlichen Welt. Hier wird nicht von der Notwendigkeit des Sterbens, schon gar nicht des erleidens eines Foltertodes gesprochen. Nur vom Weggehen - "zu dem, der mich gesandt hat.", so, dass sein Auftrag erfüllt ist, wie der Autor konsequent auch den Jesus dessen letztes Wort sprechen läßt:
"Es ist vollbracht (erfüllt/vollendet)" in 19.30.
Der „Sinn" dieses Weggehens ist also das Kommen des Geistes, damit er „der Welt die Augen auftun" wird (16.8) und dies macht der Autor fest an drei, nun programmatischen Begriffen, die damit zugleich ihre Definition bekommen: Sünde, Gerechtigkeit und Gericht. Und definiert werden sie folgendermaßen (16.9-11): Sünde ist, nicht an ihn, Jesus, zu glauben (wobei, wie oben angedeutet, das „an ihn" glauben eine ganz spezielle, beim Autor ebenfalls mystisch mit ihm integrierende, vereinigende Bedeutung hat: „ihr in mir und ich in euch"). Gerechtigkeit ist, dass Jesus zum Vater geht und wir ihn nicht mehr sehen. Ein erstaunlicher Gerechtigkeitsbegriff, der aber in diesem Kontext hier nicht ausgelegt werden kann. Und Gericht bedeutet: Dass der „Herrscher dieser Welt" gerichtet ist. Der Herrscher dieser Welt ist das, was andernorts als Teufel (griech.: diabolos) bezeichnet wird. Hier wird also ein mystisch-kosmologisches Geschehen angedeutet (aber mehr auch nicht), das in einen religionshistorischen Zusammenhang leitet, der sonst nirgendwo im NT genauer ausgeführt wird. Im johanneischen Text wird dieses Geschehen in 12.28-31 im Zusammenhang mit einer „Stimme aus dem Himmel" (phone, siehe oben) dargestellt, die von den Umstehenden als „Donnern" erlebt wird, kommentiert von Jesus mit der ekstatisch-prophetischen Rede: „Jetzt ist Gericht dieser Welt. Jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden nach draußen. „Sünde, Gericht, Gerechtigkeit“ sind im ganzen NT zentrale Begriffe. Immer werden sie in einem Zusammenhang mit dem Kreuz und der Auferstehung Jesu interpretiert. In keinem anderen Text aber werden sie so dargestellt, wie im johanneischen. Dunkel ist diese Rede und vielleicht ist das „jetzt könntet ihr es nicht ertragen" auch damit gemeint. Aber, wie der Meister laut Autor dieses Textes uns belehrt, entzieht sich Jesus unseren Augen, damit(!) das Pneuma kommen kann, um uns genau darüber „die Augen zu öffnen" (16.8).
Dr. Manfred Gies war Dozent an der Universität Saarbrücken, dort arbeitete er interdisziplinär an unterschiedlichen Lehrstühlen u.a. gemeinsam mit Prof. Dr. Gotthold Hasenhüttel.
Meldungen aus der Union von Scranton
Ökumenische Gespräche
PNCC-ACNA Dialog
Vom 19. - 20 Juni 2012 trafen sich zum ökumenischen Dialog die Vertreter der Polnischen Katholischen Kirche (PNCC) und der anglikanischen Kirche in Nordamerika (ACNA) in Scranton, Pensylvenia. Dieses historische Treffen wurde von der PNCC im National Center der Kirche in der Pittston Avenue ausgerichtet. An der konstituierenden Sitzung nahmen die Vorsitzenden Bischöfe beider Kirchen, Prime Bishop Anthony Mikovsky (PNCC) und Erzbischof Robert Duncan (Primas der anglikanischen Kirche in Nordamerika), sowie der Ökumenebeauftragte der PNCC Pfarrer Robert Nemkovich teil. Zu den Dialogmitgliedern gehören auf Seiten der PNCC: Bischof Paul Sobiechowski, Bischof John Mack, Pfarrer Augustin Sicard, Pfarrer Jaroslaw Rafalko, Bischof (elect) Stanley Bilinski, Pfarrer John Kowalczyk. Die ACNA wird durch Bischof Richard Lipka, Bischof Ray Sutton, Abt Luis Gonalez (OSB), Bischof Keith Ackerman vertreten. Das Treffen am Dienstag endete mit der Feier der Vesper unter Vorsitz der beiden Erzbischöfe. Der Mittwoch wurde mit der Feier der Eucharistie unter Leitung von Bischof Sobiechowski begonnen. Inhaltlich stellte sich die ACNA (Bischof Sutton) in 39 Artikeln und die PNCC (Bischof elect Bilinski) in 11 Prinzipien vor. Der gemeinsamme Dialog wird vom 29. – 30. Januar 2013 in der anglikanischen Benediktinerabtei in Bartonville fortgesetzt.
Neue Bischöfe für die Union von Scranton
Auf einer außerordentlichen Synode der PNCC am 22. Juni in Scranton / USA wurden im Jugendzentrum der Diözese zwei neue Bischöfe für die Central-Diözese (Bischof Bernhard Nowicki) und Bischof Stanley Bilinski für die West-Diözese (Chicago) gewählt. Die 218 Delegierten wählten die zwei neuen Bischöfe aus den vier zuvor aufgestellten Kandidaten aus.
Die Bischofsweihe wird am 14. September 2012 in der Kathedrale von Scranton stattfinden.
Aus der Ökumene:
Anglikanische Kirche in Nordamerika und Lutherische Kirche - Missouri-Synode
Dialog-Bericht über die Diskussionen (2010-2012)
(Übersetzung aus dem Englischen von Dieter Kniese)
Einleitung
Im Jahre 2010 begann eine Reihe theologischer Gespräche zwischen Vertretern der Anglikanischen Kirche in Nordamerika (ACNA) und der Lutherischen Kirche der Missouri-Synode (LCMS).
Grundlage des Dialogs war und ist die Anerkennung der gemeinsamen hohen Achtung vor der Autorität der Heiligen Schrift und die geltende Verpflichtung auf die fortwährende Gültigkeit der Traditionen eines bekennenden Glaubens und Lebens. Die Repräsentanten der LCMS und der ACNA vereinbarten eine anfängliche Serie von vier im Herbst 2010 beginnenden Treffen, die jeweils im Frühjahr und Herbst der folgenden Jahre stattfinden sollten. Da die ACNA mit Gemeinden sowohl in Kanada als auch in den USA vertreten ist, beschloss die LCMS, einen Vertreter ihrer Partnerkirche, der Lutheran Church-Canada zur Teilnahme einzuladen. Die Themen dieser vier Treffen waren (in dieser Reihenfolge) „Hintergrund und Identität unserer Kirchen“, „Autorität in der Kirche“, „Theologische und gesellschaftliche Herausforderungen der Kirche“ und „Seelsorgliche Praxis: Liturgie und Katechese“.
Von Anfang an hatte das Engagement beider Kirchen zur Führung eines Dialogs das Ziel eines gegenseitig wachsenden Verständnisses und dessen Bekräftigung. Beide waren sich wichtiger Felder der Kohärenz ebenso bewusst, wie der Tatsache, nicht viel voneinander zu wissen. Unsere jeweiligen theologischen Traditionen haben ein unterschiedliches Verständnis für den Grad des für eine Sakramentengemeinschaft notwendigen Konsenses. Beide stimmen darin überein, dass das volle Einvernehmen und die Interkommunion zwischen beiden Kirchen ein ideales Ergebnis des theologischen Dialogs wäre, sehen aber zugleich eher moderate Fortschritte als realistisch und erstrebenswert an – wie beispielsweise gegenseitige Erklärungen in signifikanten Fragen von Theologie und Religionsausübung, gemeinsame seelsorgliche Bemühungen außerhalb von Wort und Sakrament, gemeinsame Publikationen, Hilfe in juristischen Fragen usw.
Während also die LCMS völlige Lehrübereinstimmung für „Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft“ (full communion) einfordert – ein noch nicht erreichtes Maß an Übereinstimmung – bekräftigen die Vertreter beider Kirchen dennoch Wert und Nutzen der Treffen und sehen sich zu deren Fortsetzung verpflichtet.
Gemeinsame Standpunkt-Erklärung
Wir, die Vertreter der Anglikanischen Kirche in Nordamerika und der Lutherischen Kirche der Missouri-Synode freuen uns, dass wir gemeinsam vorbehaltlos von beiden Kirchen geteilte Kernlehren (Artikel) des christlichen Glaubens bekräftigen können. Gemeinsam halten wir fest am katholischen Glauben eines Gottes in drei Personen, ausgesagt in den drei westlichen Bekenntnisformeln: dem Apostolischen, dem Nicaenischen und dem Athanasischen (Quicunque) Glaubensbekenntnis. Wie wir gemeinsam unseren Glauben an den einen Herrn Jesus Christus bekennen, der – Gott und Mensch – der Retter der ganzen Welt ist, erkennen wir den Sündenfall und bekennen, dass der gefallene Mensch allein aus Gnade durch den Glauben an Christus Rechtfertigung und Heil finden kann. Wir freuen uns gemeinsam der in der im Sakrament der einen Taufe geschenkten Vergebung der Sünden und des neuen Lebens. Im Bekenntnis dieser Wahrheiten anerkennen und bekräftigen wir auch, dass wir sie durch die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments erhalten haben, das wahre geschriebene Wort Gottes, die unfehlbare (besser: untrügliche) Grundlage der ganzen kirchlichen Lehre.
Aufgrund dieser bedeutsamen Übereinstimmungen erkennen unsere Kirchen die besonderen Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen. Sie umfassen – nicht darauf beschränkt – die Folgenden:
ñ Wir gewahren eine weitgehende Verneinung der biblischen Lehre von der Erschaffung als Mann und Frau, der Bedeutung unserer Körperlichkeit als männlich und weiblich und die Komplementarität von Mann und Frau innerhalb der einen Menschheit.
ñ Wir erkennen eine allgegenwärtige Bedrohung des Eheverständnisses als lebenslange Verbindung von Mann und Frau als Ehepaar wenden uns gegen alle Bemühungen, die Ehe unter anderen Bedingungen neu zu definieren.
ñ Wir sehen die Bedrohung des westlichen Christentums durch zunehmenden Glaubensabfall, durch die Leugnung des ökumenischen Konsensus selbst in solchen zentralen Wahrheiten wie der Lehre von der Dreieinigkeit, dem Heilswerk Christi und dem für die Christen über Jahrtausende gemeinsamen moralischen Konsens.
ñ Wir erkennen die Bedrohung für christliche Evangelisation und Öffentlichkeitsarbeit durch jene, die das Bekenntnis an einen Herrn, den einen Glauben und die eine Taufe als „Intoleranz“ ansehen.
ñ Wir anerkennen das Geschenk der körperlichen Liebe und bekräftigen die biblische Lehre des vollständigen Liebesvollzugs ausschließlich in der Heiligkeit der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau. Wir wenden uns gegen Bestrebungen der Gesellschaft oder einiger Kirchen, andere Sexualformen als moralische Alternativen zur heterosexuellen Ehe zu billigen.
ñ Wir erkennen die Notwendigkeit der Förderung von Keuschheit vor der Ehe ebenso wie den biblischen Aufruf zur Ehelosigkeit für Unverheiratete oder jene, die sich hingegeben haben, Christus auf diese Weise im Alltag oder in einer religiösen Gemeinschaft zu dienen.
ñ Wir sehen eine zunehmende Bedrohung der Schwächsten unter den Menschen, besonders der Ungeborenen, der Alten und der Todkranken, aber auch der von Katastrophen, Armut, Krankheit, Verfolgung und Not betroffenen Menschen.
ñ Wir erkennen die Notwendigkeit eines biblisch fundierten, verantwortungsvollen Umgangs mit der Schöpfung ohne Vergötterung der Natur.
Auf der Grundlage der gegenseitigen Anerkennung solcher Herausforderungen glauben wir, dass unsere Kirchen Wege einer Zusammenarbeit erwägen sollten. Die praktische Umsetzung der wachsenden Verbindung zwischen der LCMS und der ACNA kann verschiedene Formen annehmen, von praktischen Fragen gemeinsamer Nutzung von Gebäuden, bis hin zu tiefer Verpflichtung, fürsorglich für Gemeinden, Institutionen und andere Dienste zu beten. Konfessionell blicken wir auf die Möglichkeit gemeinsamer Erklärungen zu wichtigen Fragen, die sich uns und unserer Kultur stellen, wie Fragen zu Homosexualität und Abtreibung. Wir erwarten außerdem Möglichkeiten einer Zusammenarbeit, um menschliche Bedürfnisse wie Hunger, Obdachlosigkeit und andere karitative Dienste für Menschen in Not anzugehen.
Ein Beispiel für kooperatives Arbeiten, das zur Zeit erforscht wird, umfasst Publikationen. Concordia Publishing House ist im Gespräch mit einer ACNA-Einrichtung, um Möglichkeiten zur Veröffentlichung einer Gesangbuchergänzung für die ACNA zu eruieren. Unsere Seminare erforschen Wege zur Unterstützung unseres gemeinsamen Auftrags nicht nur durch die Rolle als Gastgeber der gegenwärtigen Gespräche, sondern auch durch die Möglichkeit gemeinsamer Kurse oder Kolloquien, die uns dabei helfen, von und über einander zu lernen dadurch, dass Fragen gemeinsamen Interesses angesprochen werden. Als kirchliche Gremien sind wir verpflichtet, Wege der Unterstützung für unsere Brüder und Schwestern in Christus in ihrer Aufgabe der Verkündigung der Wahrheit Gottes in einer Welt zu finden, die Seiner so dringend bedarf.
Abschließend haben unsere Kirchen gemeinsam Bereiche unterschiedlicher Ansichten identifiziert, in denen wir weitere Studien und Gespräche nutzbringend führen können. Einige Beispiele für Fragen weiterer Diskussionen sind:
ñ Wir sind uns bewusst, dass wir nicht das gleiche Verständnis für den Bedarf nach, den Zugang zu oder den Wert für autoritative Bekenntnisse zusätzlich zu den Credos haben.
ñ Lutheraner haben ein vorbehaltloses Verständnis der Credos und der dogmatischen Entscheidungen der ersten vier ökumenischen Konzile. Die LCMS wertschätzt das Book of Concord und fordert dessen vorbehaltlose Akzeptanz.
ñ Die Anglikanische Kirche in Nordamerika legt großen Wert auf die Autorität des Book of Common Prayer und die Neununddreißig Religionsartikel, war aber in der Vergangenheit nicht in der gleichen Weise konfessionell wie die Lutherische Kirche.
ñ Wir erkennen die Notwendigkeit weiterer Diskussionen hinsichtlich der Fragen der Ekklesiologie und des kirchlichen Amtes.
ñ Weitergehende Untersuchungen sind nötig zum Verständnis des Bischofsamtes (seine Definition, seine Natur und Notwendigkeit).
ñ Uneinigkeit besteht unter den Anglikanern hinsichtlich der Rechtmäßigkeit der Ordination von Frauen zum pastoralen (priesterlichen) Amt, während die LCSM diese Praxis ablehnt.
ñ Wir sehen, dass weiterer Diskussionsbedarf hinsichtlich des jeweiligen Verständnisses der Realpräsenz Christi im Abendmahl und der Sakramentenspendung besteht.
ñ Wir nehmen unterschiedliche Wertschätzungen für die westliche Liturgie und deren Gebrauch wahr.
ñ Anglikaner folgen dem Book of Common Prayer mit großem Maß an Einheitlichkeit.
ñ Lutheraner weisen derzeit eine größere Vielfalt in der liturgischen Praxis und einige bedeutsame interne Unstimmigkeiten hinsichtlich der gottesdienstlichen Praxis auf.
Wir appellieren an Laien und Kleriker unserer beiden Gemeinschaften, sich die sich entwickelnden Beziehungen zwischen uns zu Herzen zu nehmen, unsere beiderseitigen Verbindungen durch persönliche wie durch Gruppenkontakte zu pflegen dadurch, dass beide Seiten besser informiert sind und sich gegenseitig mehr schätzen, dass sie einander unterstützen und Gelegenheiten zum gemeinsamen Studium des Wortes Gottes und zum Gebet suchen. Möge der Herr in Seiner guten Zeit mehr gewähren als unsere schwachen Augen sehen und unsere öden Herzen erahnen.
Leserbriefe:
Zum Artikel „Christ-Katholisch, Geschichte eines Wortes“:
Danke für die Kirchenzeitung, recht interessant und recht gut. Und übrigens habe ich auch einen Beitrag zur Geschichte der Bezeichnung "christ-katholisch":
In den 50iger Jahren war ich als Jugendlicher (damals noch röm.-kath.) manchmal zur Jugenwallfahrt des Bistums Magdeburg (damals noch zu Paderborn gehörig) auf dem hier nahegelegenen Petersberg (bei Halle). Da war dann auch der Weihbischof und apostol. Administrator Friedrich M. Rintelen aus Magdeburg da. Und ich höre heute noch, wie er uns begrüßte: „Meine liebe christ-katholische Jugend!" - Also tatsächlich eine ziemlich gebräuchliche Bezeichnung.
Winfried Büchse, Pfarrkurat der alt-kath. Gemeinde Köthen / Sachsen-Anhalt
Zensur in der alt-katholischen Kirchenzeitung Christen heute?
Wir dokumentieren an dieser Stelle einen Leserbrief des Diakons der alt-katholischen Gemeinde Regensburg Herrn Max Seitz, welcher von der Redaktion der Kirchenzeitung „Christen heute“ nicht zur Veröffentlichung angenommen wurde. Selbstverständlich kann jede Redaktion frei darüber entscheiden, ob sie einen Leserbrief veröffentlicht oder nicht. Manchmal muss die Redaktion aus der Fülle der Einsendungen eine Auswahl treffen, manchmal sind Leserbriefe unsachlich oder vergreifen sich im Ton, auch gehört es dazu, dass Texte von der Redaktion gekürzt oder redigiert werden, ob einer dieser Gründe hier vorliegt, mag der Leser selbst entscheiden. Dr. Matthias Ring, lange Jahre Chefredakteur des Blattes, hat gelegentlich den dort herrschenden (und von ihm auch verantworteten) „Halleluja Journalismus“ angeprangert. Unter der gegenwärtigen Redaktion scheint sich nicht viel verändert zu haben.
Leserbrief:
Gedanken zur Gründung der christ-kath. Kirche in Deutschland
Von Max Seitz
Nun ist endlich die Zeit angebrochen, in der jeder seinen Platz gefunden hat. Wir in unserer altkatholischen Kirche, die wir der Utrechter Union angehören und jene Schwestern und Brüder, die sich zur deutschen christ-katholischen Kirche der Nordisch-Katholischen Kirche, der Union von Scranton angeschlossen haben.
Da am 14. April 2012 die erste Gemeinde der christ-kath. Kirche von Deutschland in München gegründet wurde und dabei unser ehemaliger alt-kath. Pfarrer von Regensburg, Klaus Mass zum Generalvikar dieser Kirche von Bischof Flemestad ernannt wurde, war es mir in der Überzeugung der Ökumene wichtig, an diesem Tag mit meiner Frau an diesen Feierlichkeiten teilzunehmen.
Bei vielen meiner Briefvorlagen steht am unteren Ende unser alt-katholischer Leitspruch zu lesen: „Im Notwendigen Einheit. In Zweifelsfragen Freiheit. In allem Liebe“.
Aus der Sicht dieses großartigen Gedankens, der uns, den Alt-Katholiken der Utrechter Union in besonderer Weise unseren christlichen Grundgedanken erfahrbar werden lässt und auch damit auszeichnet, bedauere ich es, dass in keiner der veröffentlichten Aussagen, die ich zu lesen bekam, der Wunsch für Gottes Segen für diese neue christliche Bewegung, - die nun auch Mitglied der Ökumene ist, und der Dank an unseren ehemaligen Regensburger Pfr. Mass für sein Wirken in unserer Kirche ausgesprochen wurde. Schade.
Max Seitz, Regensburg
„Die Vielfalt der Konfessionen ist kein Skandal - diese Vielfalt ist unvermeidlich und eine Chance, denn sie fördert das Ringen um die Wahrheit und eröffnet neue Perspektiven auf das Mysterium des Glaubens. Der Skandal besteht eher darin, wie die Konfessionen miteinander umgehen."
Bischof Dr. Matthias Ring
Zitat der Homepage der alt-kath. Gemeinde Dresden entnommen.
Redaktion: Klaus Mass, Kapellenstraße 7, 85254 Einsbach, pfarramt-christ-katholisch@web.de