Zeitschrift für Theologie, geistliches Leben und christliche Kultur
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Filialgemeinde St. Patrick/ Franken errichtet
In Folge der Priesterweihe von Dr. Thomas Doell konnte die Christ-Katholische Kirche in Deutschland eine neue Filialgemeide in Karlstadt /Franken errichten. Der neuen Regionalgemeinde sind inzwischen rund fünfundzwanzig Personen beigetreten, sodass die Christ-Katholische Kirche in Deutschland mittlerweile an fünf Standorten regelmäßig Gottesdienste und Gemeindeveranstaltungen anzubieten vermag. Während die Ordensgemeinschaften der Kirche ein klares auch traditionelles Christentum ansprechen, versucht Pastor Doell ganz bewusst auch an Menschen heranzutreten, die mit klassischen kirchlichen Formen nichts oder nur noch wenig anzufangen wissen.
Katholische Ekklesiologie bei Walter Kasper
von Axel Stark
Wenn ein emeritierter Kurienkardinal eine Ekklesiologie schreibt, dann muss das nicht unbedingt große Neugier auslösen. Wenn aber ein Ex-Assistent von Hans Küng, der dann selber 25 Jahre Dogmatikprofessor in Münster und Tübingen war, der als Diözesanbischofvon Rottenburg-Stuttgart ein Jahrzehnt Erfahrungen in der Kirchenleitung sammeln konnte und dann den Ökumene-Rat der Kurie 2001-2010 leitete, eine Ekklesiologie schreibt, dann sollte man schon genauer und neugierig hinsehen. Kasper: „Ich hoffe, dass das Buch, das wissenschaftliche Beschäftigung und pastorale sowie ökumenische Erfahrung verbinden will, in der gegenwärtigen kirchlichen Krise und darüber hinaus theologische Orientierung geben und neu Freude an der Kirche und in der Kirche wecken kann.“
Zuerst erzählt und erläutert Kasper in einem biographischen Teil „seinen Weg in und mit der Kirche“, denn er möchte „nicht über die Kirche als eine Wirklichkeit schreiben, die mit ihm nichts zu tun hat und für die er lediglich ein akademisches Interesse habe.“ Die Kirche schöpft zwar aus „objektiven“ Quellen wie der Heiligen Schrift, der Liturgie usw., aber man kann nach Kasper „das Thema Kirche nicht nur historisch oder soziologisch beschreibend behandeln, sondern muss Rechenschaft vom eigenen Glauben und Leben in und mit der Kirche geben. Die Ekklesiologie ist damit immer auch persönliches Zeugnis.“
Und er liebt die „konkrete katholische Kirche, in der für ihn die Kirche Jesu Christi bleibend
konkret da ist und die sich doch auf dem Weg der Reinigung und der Heiligung erneuern muss.“
Durch seinen Tübinger Lehrer Josef Rupert Geiselmann wird der junge Student mit der geschichtlichen Sicht der Kirche und ihrer Tradition vertraut gemacht. Diese Sichtweise entstammt der katholischen Tübinger Schule (Drey, Möhler, Kuhn) und ist schon bei den Kirchenvätern verwurzelt . Deshalb will sich Kasper auch heute nicht auf eines der beiden kirchlichen Lager „konservativ“ und „progressiv“ festlegen lassen. Er sieht sich „im Geist der katholischen Tübinger Schule und ihres lebendigen Traditionsverständnisses immer in der Mitte der katholischen Theologie beheimatet.“
In der aktuellen Streitfrage nach der Konzilshermeneutik (Bruch oder Kontinuität ?) nimmt Kasper aufgrund seiner geschichtlichen Sichtweise deshalb folgende Position ein: „Reform bedeutet demnach nicht nur Rückführung auf den Ursprung oder auf eine frühere als authentisch angesehene Traditionsgestalt, sondern Erneuerung, damit das Alte, Ursprüngliche und bleibend Gültige nicht alt aussieht, sondern in seiner Neuheit neu zur Geltung und neu zum Leuchten kommt.“ Eine lebendige Tradition und Kontinuität schließt sowohl neue Definitionen wie deren schöpferische Rezeption und unterschiedliche Inkulturation ein.
Kasper will keine neue, sondern die im Sinn des Zweiten Vatikanischen Konzils erneuerte katholische Ekklesiologie darstellen. Dabei will er die Kirchenfrage im Licht der Gottesfrage und der Reich-Gottes-Botschaft darlegen, um auf diese Weise die Kirche sowohl biblisch wie existentiell zu verorten. Vom Grund der Kirche in Jesus Christus her will sein Buch ein Beitrag sein zur Erneuerung der Kirche. Mehr als in anderen Teilen der Welt bedarf die Kirche im ´alten Europa` eines neuen Schwungs, einer Vision und konkreter Zukunftsperspektiven.“
Wer sich heute noch eine Vision von katholischer Kirche bewahrt hat, kann sich gegen die vielen „Unheilspropheten“ nicht nur auf Papst Johannes XXIII., sondern auch auf Kardinal Walter Kasper berufen, der im März 80 Jahre alt wird.
Axel Stark, Akademischer Oberrat i.R. Universität Passau
Walter Kardinal Kasper,
KATHOLISCHE KIRCHE. Wesen-Wirklichkeit-Sendung,
Freiburg 2011, Herder, 586 S.
Liebe Leser, in dieser Ausgabe der Mitteilungen finden Sie eine Fülle von Texten, Zeugnissen und Beiträgen rund um die Priesterweihen von P. Gerhard Seidler OPR und Dr. Thomas Doell. Die Redaktion wünscht viel Freude beim Lesen und Weiterdenken der hier gebotenen Beiträge.
Gedanken zur Priesterweihe
Beim ehemaligen Bischof von Limburg Franz Kamphaus findet sich in seinen wunderbaren Überlegungen zum Priestertum "Priester aus Passion" folgender Gedanke:
Es gebe zwei Arten von Hirten: Die einen interessieren sich für die Wolle, die anderen für das Fleisch. Für die Schafe interessiere sich niemand. Der Priester müsse das Gegenteil eines bezahlten Knechtes sein, er dürfe kein Mietling sein, der bloß auf Fleisch und Wolle aus sei. Im Dienste Jesu müsse es um den Menschen selbst gehen, nicht um das, was am Ende an Ertrag herausspringe.Jesus, der gute Hirt denke eben nicht ans Scheren und Schlachten. Er geht nicht über Leichen, er opfert sich selbst. Christliches Priestertum will sein Schäfchen nicht ins Trockene bringen, sondern der Hirt werde selbst zum Opferlamm für die Seinen. Um eine christliche Gemeinde zusammenzuführen, bedürfe es keiner Hürden, der Hirt bewahrt die Herde, der Hirt ist es, der ihre Einheit verbürgt. Der gute Hirt sei daran zu erkennen, dass man ihm trauen könne. Dass er in seinem Gegenüber keine Ängste weckt, das er niemanden von sich abhängig machen wolle und auch niemanden wie ein „dummes Schaf“ behandle. „Im Gegenteil: Er befreit mich von meiner Angst um mich selbst. Ich kann mich getrost ihm lassen:
„Der Herr ist mein Hirte …“ Bei ihm bin ich in guten Händen. Er will mich nicht vor seinen Wagen spannen, es geht ihm um mich, er lässt mich zu mir selbst kommen.“ (Franz Kamphaus, Priester aus Passion, Freiburg 1993)
Die Franziskus Novene
Eine Novene ist eine Andacht, die an neun Tagen gebetet wird.
In der Regel wird eine Novene mit der Gemeinde oder in Gemeinschaftgebetet. Man kann sie aber auch alleine beten. Wird sie in Gemeinschaft gebetet, beten wechselweise ein Vorbeter und die Gemeinde. Es kann auch ein Teil der Gemeinde die Texte des Vorbeters beten und ein anderer die Texte für alle.
In einer Novene gibt es Elemente, die an jedem der neun Tage gleich bleiben, andere, die sich an jedem der neun Tage verändern.
In der Franziskus Novene sind im Grunde genommen die großen Gebete des Hl. Franziskus zusammengefasst, wie das große Heilig von Franziskus, der Sonnengesang und noch einige mehr. Es gibt ein Gebet zur Eröffnung, dann folgt das Wechselgebet, das sich ändert. Danach ein kurzes Gebet auf das die Fürbitten folgen. Nach den Fürbitten erfolgt ein Gebet, das sich jeden Tag ändert und danach der Abschluss.
Eine sehr schöne Andacht, um in den Geist und die Spiritualtität des großen kleinen Minderbruders Franziskus einzutauchen und in sein inniges und tiefes Gebetsleben und Gotteslob, das in der Einfachheit und in der liebenden Demut das ganz Große fand.
Die Franziskus Novene ist als Heftchen (12 Seiten DIN A 6 gebunden und in Farbe) bei den Franziskaner Eremiten im Klausenlädchen für 2,50 € pro Stück erhältlich.
http://www.klausendaedchen.wordpress.com
Sie können die Franziskus Novene auch per E-Mail bestellen unter sr_britta@yahoo.de bestellen.
Von der Liturgie der alten Kirche Teil 4
Leseempfehlung: Alfons Fürst, Die Liturgie der alten Kirche, Münster 2008
Der christliche Sonntag
Das römische Kaiserreich kannte einen Wochenrhythmus von sieben Tagen. Die einzelnen Tage waren nach Planeten benannt. Der Sonntag bildete dabei den zweiten Tag der Woche. Es handelte sich um einen gewöhnlichen Werktag ohne besondere kultische Bedeutung. In der jüdischen Woche hingegen bildete der Sonntag den ersten Tag der Woche, auch hier handelte es sich nicht wie beim 7. Tag (Sabbat) um einen Ruhe-, sondern um einen Arbeitstag. Der Sonntag hatte für die Christen als Tag der Auferstehung Jesu von Anfang an eine besondere Bedeutung. So lesen wir im zweiten Jahrhundert bei Justin: „Am Sonntag halten wir alle gemeinsam die Zusammenkunft, weil er der erste Tag ist, an welchem Gott durch Umwandlung der Finsternis und des Urstoffes die Welt schuf, und weil Jesus Christus, unser Erlöser, an diesem Tag von den Toten auferstanden ist.“
Am Sonntag dem Auferstehungstag, welcher auch als erster oder als achter Tag bezeichnet wird, trafen sich die Christen zur Feier der Eucharistie und fasteten nicht. Später setzte sich die heute noch in den romanischen Ländern gebräuchliche Bezeichnung „Herrentag“ (Domenica) durch.
Im Jahre 321 wurde der Sonntag durch Kaiser Konstantin zum arbeitsfreien Wochentag erklärt, welcher der Ausübung des christlichen Kultes diente und für die nächsten zwei/dreihundert Jahre weitgehend dem jüdischen Sabbat glich.
Das Osterfest
Die Anfänge des christlichen Osterfestes liegen im Dunklen. Erste Nachrichten von einer nächtlichen Ostervigil stammen aus dem zweiten/dritten Jahrhundert. Inwieweit das Osterfest Wurzeln im jüdischen Paschafest habe, oder sich sogar bewusst von diesem abgrenzen wollte, war offensichtlich von Anfang an umstritten. So bezog man in Kleinasien (fälschlicherweise) den jüdischen Begriff Pascha auf das griechische Paschein, welches „leiden“ bedeutet. Somit wurde Ostern zum Fest des Gedenkens an das Mysterium des Leidens und der Auferstehung Jesu.
Im Gegensatz dazu steht die alexandrinische Tradition. Diese distanzierte sich von der antiochinischen Fehlübersetzung und bezog sich auf die Bedeutung des Paschafestes als „transitus“ (Übergang). Daher steht für die Alexandriner eher die persönliche geistige Entwicklung des Christen im Fokus des Osterfestes. Ostern wird somit zum Übergang vom irdischen zum himmlischen Leben.
Bei Ambrosius kommen nun beide Deutungen zu einer zusammen: „Ostern findet statt, wenn die Seele unvernünftige Leidenschaft ablegt, aber das gute Mitleiden annimmt, um mit Christus mitzuleiden und seinen Übergang auf sich zu nehmen, damit er in ihr wohnt, in ihr umhergeht und ihr Gott wird. Bei Augustinus wird daraus ein transitus perpassionem (Übergang durch die Passion hindurch).
Eine weitere Schwierigkeit hielt das Osterfest für die junge Kirche bereit. An welchem Tag sollte es gefeiert werden? Das jüdische Psacha wird am 14. Nisan gefeiert. Daran wollten sich nun auch die Christen halten, in einem ersten Schritt der Ablösung von der jüdischen Tradition feierte man den ersten Vollmond nach dem 14. Nisan. Teilweise am entsprechenden Wochentag, teilweise am darauffolgenden Sonntag. Aufgrund unterschiedlicher Kalenderberechnungen des Mondjahres kam es dann sogar dazu, dass unterschiedliche Tage als Sonntag nach dem ersten Vollmond nach dem 14. Nisan berechnet wurden. Erst das Konzil von Nicäa (325) konnte in dieser Frage für Klarheit sorgen. Die heutigen Unterschiede der Festterminierung zwischen Ost und West gehen nicht auf die altkirchlichen Streitigkeiten zurück, sondern sind darin begründet, dass der westliche (gregorianische) Kalender sich vom östlichen (julianischen) Kalender unterscheidet. Das heutige liturgische Jahr hat sich in seinen Grundzügen bis zum Ende des 6. Jahrhunderts herausgebildet.
Du führst mich hinaus ins Weite – du machst meine Finsternis hell
Zur Primiz von P. Gerhard Seidler von Br. Fritz Hartmann
Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der Freude. Und so ist es mir nicht nur eine Ehre, sondern vor allem eine große Freude an deiner Primiz die Predigt zu halten. Da ich ja allerdings etwas aus der Übung bin, hast du, Gerhard, es Dir nicht nehmen lassen, mich daran zu erinnern, was wir im Studium gelernt haben: Man darf über alles sprechen, nur nicht über fünf Minuten.
Dein Primizspruch „Du führst mich hinaus ins Weite, du machst meine Finsternis hell“ drückt die Freude und die Freiheit aus, die der Glaube schenkt. So haben wir es heute in den Schrifttexten gehört, im ersten Testament heißt es: „Der Herr, Dein Gott ist in Deiner Mitte“. Und der Advent verheißt uns ja, Gott wird durch Jesus Christus in unserer Mitte gegenwärtig: ein neuer ewiger Bund entsteht durch die Geburt Jesu Christi in unserer Welt.
Im Philipperbrief heißt es, dass die Freude am und im Herrn zum Guten befähigt. Das Gutsein der Christen – nicht nur die professionelle Caritas – sondern das Gutsein eines jeden Christen hat Strahlkraft und wirkt anziehend auf alle Menschen.
Wenn das Evangelium nun nach dem Heilsnotwendigem fragt, so tritt auch gleich die Möglichkeit des Heilsverlustes vor unsere Ohren. Ein Aspekt, der so gar nicht zu unserem Bild vom „lieben Gott“ passen will. Und so ist es auch nichts anderes als das Liebesgebot, welches uns die Tore des Himmels erschließt. Durch die Liebe wird jede Not gewendet und das Heil erfahrbar.
Die Gestalt des Täufers fasziniert mich. Da ist einer, der um seine Berufung weiß und sie auch umsetzt, der aber auch seine Grenzen kennt. Ein Mann der sich ins Weite hinausführen lässt. Ein Mann der seinen Weg sucht und findet. Kein Kopfloses drauflos Gehen, sondern das sich Anvertrauen an die Führung Gottes. Ein freies sich an Gott Binden. Nur diese Bindung an Gott hat den Täufer davor bewahrt sich nicht in die Rolle des Messias drängen zu lassen. Diese Versuchung zu Macht und Ansehen, eine typisch menschliche Neigung, die der eigenen Eitelkeit schmeichelt und oft sogar logisch erscheint, dieser Verlockung erteilt der Täufer eine klare Absage. Denn er weiß, wer sein Herr ist.
Der Täufer überzeugt die Menschen durch sein Leben. Er ist, wie wir heute sagen, authentisch. Die Menschen erleben ihn als einen Mann von ungewöhnlich strenger Lebensweise. Sehr konsequent, kompromisslos und radikal. Umso mehr überrascht es, dass er dennoch in seinen Forderungen sehr zurückhaltend ist. Er ist kein Fanatiker, der seinen Mitmenschen seinen asketischen Heroismus zumutet. Er gründet einen Jüngerkreis, jedoch keine Sekte, er schickt die Menschen zurück auf den Platz, der bisher ihr Leben bestimmt hat. So soll Gotteswille im Alltag der Menschen, ob Soldaten oder Zöllner, sichtbar werden. Jeder soll mit seinen oder ihren Möglichkeiten den Weg für das Gottesreich bahnen. Diese Anbahnung des Gottesreiches im Leben des Einzelnen führt hinaus ins Weite, öffnet Horizonte und macht die Finsternis hell – die im eigenen Herzen und die in der Welt.
Ich glaube, dass es nicht irgendwelche religiösen Extravaganzen sind, die uns als Christen erweisen, sondern unsere konkrete Aufmerksamkeit und Zuwendung zu Mensch und Schöpfung.
Dieser Weg hinaus ins Weite, entspricht, lieber Gerhard, ja ganz deiner Pfadfindermentalität. Verliere dein Ziel niemals, weder aus deinen Augen, noch aus deinem Herzen. Was anderen als Irrweg erscheinen mag, bleibt zielgerichtet. Deine Schwestern Gabi und Angelika können ein Lied davon singen, wie es ist, mit dir über Land zu einem Ausflugsziel zu fahren. Von daher werden sie deinen Primizspruch sicher bestens beurteilen können.
Der Weg ins Weite bedeutet darüber hinaus auch, sich immer wieder auch in Frage stellen zu lassen. Unsicherheiten auszuhalten und eigene Denkmuster zu überprüfen. Auch das eigene Gottesbild gilt es immer wieder zu hinterfragen und so manches Trugbild zerschlagen zu lassen. Das bleibt für uns alle eine lebenslängliche Aufgabe, wenn wir denn hinaus ins Weite wollen.
Darum finde ich das Bild von der Ebenweiler Öschkapelle, das du dir, für Weihe und Primiz,ausgesucht hast, so aussagekräftig. Die Kapelle selbst steht schon draußen vor Ort, draußen in der Weite. Die Kapelle als Ort der Geborgenheit und des Gottesdienstes mit weit geöffneter Tür. Gleich einer Einladung oder Herausforderung eröffnen sich neue Weiten, ein Blick bis zum Horizont, Himmel und Erde gilt es zu verkosten. Und so ist mein Wunsch und mein Gebet für dein priesterliches Wirken, dass du die Aussage deines Primizspruches erleben darfst: „Du führst mich hinaus ins Weite – du machst meine Finsternis hell.“
Betrachtungen zum Jakobsweg
Von Max Michelberger
Ich möchte Sie einladen, gehen Sie mit mir für ein paar Betrachtungen auf dem Jakobsweg über die Pyrenäen nach Santiago de Compostella und darüber hinaus bis nach Finesterra.
Versetzen wir uns in den Monat August, genießen Sie die spanische Wärme, spüren Sie ihren 11 kg schweren Rucksack. Keine Angst, in ein paar Tagen haben wir uns an die spanische Sonne gewöhnt und auch an den Rucksack, der ein Teil von uns ist und ohne den wir nicht mehr sein können. Er wird auch nicht immer so schwer bleiben, am Ende der Pilgerreise wird er ein Drittel weniger wiegen, auch wir werden ein paar Pfund abgenommen haben. Wir werden 30 Tage jeden Tag ca. 30 km gegangen sein. Wir werden jeden Tag ein besonderes Erlebnis gehabt haben. Wir werden viele Eindrücke des Weges der Landschaft und des Wetters gesammelt haben. Wir werden viele Menschen kennen gelernt haben und viele Gespräche mit ihnen geführt haben. Darunter werden einige sehr intensive und persönliche Gespräche gewesen sein. Einige Menschen werden uns ganz tief in ihr Herz blicken lassen. Auch wir werden uns von einer ganz anderen Seite kennen lernen, wir werden uns für unsere Mitmenschen spürbar verändert haben. Wir werden am Ende der Reise zwar am Ziel angekommen sein, aber die Sehnsucht bleibt, die Sehnsucht nach dem Weg. Es wird nach unserem Pilgerweg kein Tag vergehen, an dem wir nicht an eine Gegebenheit oder an ein Erlebnis erinnert werden.
Immer wieder auf unserer Reise bekommen wir folgenden Pilgersegen:
„Gott, du hast deinen Knecht Abraham auf allen Wegen unversehrt behütet. Du hast die Söhne Israels auf trockenem Pfad mitten durch das Meer geführt. Durch den Stern hast du den Weisen aus dem Morgenland den Weg zu Christus gezeigt. Geleite auch diese hier versammelten Gläubigen auf ihrer Pilgerreise.
Lass sie deine Gegenwart erfahren, mehre ihren Glauben, stärke ihre Hoffnung und erneuere ihre Liebe. Schütze sie vor allen Gefahren und bewahre sie vor jedem Unfall. Führe sie glücklich ans Ziel ihrer Reise und lasse sie wieder unversehrt nach Hause zurückkehren. Gewähre ihnen schließlich, dass sie sicher das Ziel ihrer irdischen Pilgerreise erreichen und das ewige Heil erlangen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.“
Aus den Medien
Würzburger Main-Post, 28. November 2012
von Martina Amkreutz-Götz
Ein Priesterleben ohne Zölibat
Wie der verheiratete Familienvater Thomas Doell seiner Berufung folgte
„Ich bin glücklich, dass ich nie aufgegeben habe und meinen Lebenstraum verwirklichen konnte: Ich bin katholischer Priester.“ Thomas Doell, Diplom-Theologe, Doktor der Philosophie und ehemaliger römisch-katholischer Priesterseminarist, wurde in München zum Priester geweiht und bleibt Ehemann, Vater und katholisch. Allerdings gehört er der Christ-Katholischen Kirche an. Sie folgt der urkatholischen Glaubenslehre, verneint die Unfehlbarkeit des Papstes und lehnt den Zölibat ab.
„Ich frage die Menschen egal welcher Konfession, was brauchst Du, um glücklich und erfüllt zu leben?“, sagt Doell, dem das nummerische Alter – auch seines – unbedeutend ist, weil der Mensch in jedem Alter Träume habe und einzigartig als Geschöpf Gottes sei. Seinen Traum hatte er mit 14 Jahren: Priester.
Dem erzkonservativ-katholisch erzogenen Bauernsohn aus der Nähe von Haßfurt – er liebt die Natur und Sport, ist Marathonläufer – überkamen aber im Priesterseminar, in dem er Griechisch, Latein und Hebräisch lernte, erste Zweifel, ob er zölibatär leben könnte. „Ich wollte auch nicht mein ganzes Priesterleben in diesem römisch-katholisch-dogmatischen Korsett verbringen.“
Doell wurde ein glühender Verfechter für die Freiheit des Glaubens und fiel erst einmal ganz tief, nachdem er das Priesterseminar verlassen hatte. Er schlug sich als Tellerwäscher und Nachtportier durch und hat später, aus diesen harten zwei Lehrjahren Kraft und Erkenntnis schöpfend, Bücher über das Aufstehen und Durchhalten geschrieben. Sein siebtes Buch „Den Gewinner erkennst Du nie am Start“ erscheint im Januar.
Thomas Doell gründete eine Familie und mit 27 Jahren seine Unternehmungen. Er arbeitet als Persönlichkeitsscout und Unternehmensentwickler. Er lebt in Himmelstadt und hat sein Büro in Karlstadt-Mühlbach.
Bei den Christ-Katholiken sah Doell sein Ziel Priester und Missionar des Glaubens zu werden wieder vor sich. Am 17. November weihte Bischof Roald Flemestad aus Oslo den Diakon zum Priester. Für seine Kirche arbeitet Doell ehrenamtlich.
In der Sinnakademie, die er gründete und leitet, arbeitet der Pastor an vielen Projekten mit der Mission „Impulse für ein sinnvolles Leben“. Mit dem deutschen Rocksänger Peter Maffay möchte Doell einen Wertefilm für Jugendliche drehen. Die beiden Menschenfreunde fanden sich vor vier Jahren und denken über ein gemeinsames Projekt nach mit der Mission, „starke Menschen bestehen, harte Zeiten vergehen“.
Die Christ-Katholiken gehören in die Konfessionsfamilie der Altkatholiken. Sie bekennen sich zum katholischen Glauben, lehnen aber das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes und den Pflichtzölibat ab. In Deutschland ist diese Gemeinschaft eine Administratur der Nordisch-Katholischen Kirche in Norwegen und bildet mit der Polnisch-Katholischen Nationalkirche (PNCC) in den USA die altkatholische Union von Scranton.
Der Kirchenbund vertritt ca. 30.000 Christen in 150 Pfarreien in acht Staaten. Seit 2006 besteht zwischen der PNCC und der römisch-katholischen Kirche eine Vereinbarung über die (eingeschränkte) Zulassung von Gläubigen der einen Kirche zu den Sakramenten der jeweils anderen Kirche.
Schwäbische Zeitung, 17. Dezember 2012
von Brigitte Zirn
Pater Gerhard Seidler vom Brunnenhoffeierte Primiz in Ebenweiler
Ebenweiler (bz). Am 17. November 2012 in München von Bischof Dr. Roald Flemestadzum Priester der Christ-Katholischen Kirche Deutschlands geweiht, feierte Gerhard Seidler, Pater im Orden von Port Royal, nun in Ebenweiler seine Primiz. Seine Familie, viele Ebenweiler Bürger und Freunde des Brunnenhofs aus nah und fernfüllten den Saal im Sonnenhof. Auch Abt Klaus Schlapps vom Orden Port Royal in Kaufbeuren mit einigen Ordensbrüdernund Klaus Mass, Generalvikar der deutschen Christ-Katholiken, nahmen ebenso an der Feier teil wie Vertreter befreundeter Orden und Kirchen und der Seelsorgeeinheit Altshausen, der Ebenweiler angehört.
Zunächst lud Max Michelberger aus Ebenweiler mit einem kurzen Vortrag die Besucher ein: Begleiten Sie mich ein Stück aufmeinem Weg nach Santiago de Compostela. Teilen Sie mit mir nach anrührenden und heiteren Erlebnissen, nach dunklen und hellen Tagen die Erfahrung, dass nicht die Pilgerstätte sondern der Weg das Ziel war.
In der Tradition der Zisterzienser stehend, eröffnete Pater Gerhard die Feier seiner Primiz mit der Bitte : …dass durch mich der Segen Gottes Fenster öffne in verfinsterten Seelen,…dass mein Wirken die Herzen befähige, sich selbst zu vernehmen,…dass das strahlende Licht der Eucharistie sich schützend um meine Zukunft legen möge… Schwester Britta, Franziskaner-Eremitin aus Regensburg, und Bruder Johannes vom Orden Port Royalbegleiteten musikalisch bekannte und weniger bekannte Lieder. Die Lesung aus Paulus’ Briefen an die Korinther und dem Lukas-Evangelium teilten sich Inge Gindele vom ‚Freundeskreis Bildwiesen’ des Brunnenhofs und Bruder Max aus Kaufbeuren. Sichtlich bewegt stellteFritz Hartmann vom Brunnenhof - auch er Ordensbruder von Port Royal - die Primizpredigt unter das von Pater Gerhard gewählte Wort : „Du führst mich hinaus ins Weite, du machst meine Finsternis hell…“ Er wünschte dem Primizianten, dass es ihm gelänge, in der Nachfolge Johannes des Täufers die Barmherzigkeit Gottes in der Welt, im persönlichen Alltag sichtbar zu machen, die kleine Öschkapelle in der Nachbarschaft des Brunnenhofs als Ort der Geborgenheit für sich und Andere zu erleben, dessen Tür den Blick in die Weite, in die Freiheit der Nachfolge Christi öffnet.
Nach Glaubensbekenntnis, Fürbittgebet, Sanctus und der Gabenbereitung, assistiert von Diakon Christian Kliver und Bruder Gottfried Bettenmann, Oblate der Benediktiner in Beuron, folgte nahezu der ganze Saal Pater Gerhards Einladung an alle, die an Gott und Christus glauben, an den Tisch des Herrn und zum anschließenden persönlichen Primizsegen. Die jubelnde Melodie „Die Erde ist schön…“ beschloss die stimmungsvolle Feier und leitete über zum geselligen Beisammensein.
Die Leichtigkeit des Seins
„Ja, an ihm freut sich unser Herz, wir vertrauen seinem heiligen Namen Impuls zu Psalm 33 von Dr. Thomas Doell
In der Leichtigkeit steckt Unbeschwertheit. Es ist dieses Gefühl der Lockerheit, des Tänzelns, des unbegrenzt fröhlich sein Könnens. Niemand und nichts kann dir diese Leichtigkeit nehmen – nur du selbst. Du bist es, der oft die schweren Nebelschwaben der Angst, der Depression, der möglichen Gefahren in dein Leben einziehen lässt.
Klüger ist der helle Weg des Sängers der Psalmen. Die Heiteren, vom Heiligen Geist erfüllten, sind bestrebt, den wahren Sinn ihres Lebens zu erfahren. Diese guten Geister würden am liebsten Purzelbäume schlagen, um ihrer Lebenslust Ausdruck zu verleihen. Diese guten Geister ahnen ganz tief in sich die Leichtigkeit des Seins. Diese Geister machen sich den Lebenszweck immer wieder bewusst: „Freut euch, wir sind Gottes Volk, erwählt durch seine Gnade.“
Einem fröhlichen Herzen gelingen die schwierigen ebenso wie die alltäglichen Dinge mit Leichtigkeit und Spaß. Alles was Du tust, mache mit Heiterkeit. Nichts ist es wert, in eine Schwere zu verfallen. Damit würdest Du Deiner Berufung im Leben, Deiner Größe und Deiner Schönheit nicht gerecht werden. Heiterkeit hat vielfachen Nutzen: Es geht alles schneller, wird alles schöner, gelingt alles besser, und es geht Dir dabei auch noch gut. Deine fröhliche Stimmung verströmst Du dann automatisch. Du steckst mit Deiner fröhlichen Stimmung die anderen Menschen an. Keiner kann sich dieser Stimmung entziehen. “Singt dem Herrn ein neues Lied, greift voll in die Seiten und jubelt laut!“
Wie formulierte ein Gelehrter einmal so schön: „Alleine, dass wir hier auf Erden sind, dass wir sehen, riechen, schmecken und hören und fühlen können, sollte uns in rauschartige Zustände versetzen!“
Und ist es nicht so? Ist es nicht phantastisch, hier sein zu dürfen? Ist es nicht traumhaft, all die Wunder Gottes auf dieser Erde in sich aufsaugen und bewundern zu können? Ist nicht jede Blüte, jeder Sonnenaufgang, jeder Baum, jeder Regentropfen ein Wunder für sich?
Fröhlichkeit gibt Leichtigkeit! Leichtigkeit schwingt in dieser Welt! Die Leichtigkeit des Gotteskindes steckt andere Menschen an!
Es ist der Leichtigkeitsvirus des Glaubens, den Du dann verbreitest. Menschen brauchen diesen Virus, um gesund zu sein. Menschen können das Glück durch diesen Virus wieder erleben. Wer sich durch diesen Virus anstecken lässt, wird sein Leben an der Hand Gottes ganz neu entdecken. Neue Lebensqualität, wie neugeboren, entfaltet sich.
Nein, nicht die Welt hat sich verändert, vielmehr ist es Deine Frische, Deine Freude, Deine Begeisterung, die alles verändert erscheinen lässt. Du hast Dich – als Gottes Kind - verändert und mit Dir hat sich ein Stückchen Welt geändert.
Die Freude des Glaubens verändert alles und lässt vieles, was Dich bedrücken könnte, nicht mehr in Dein Leben. Freude gibt Dir eine tiefe Gelassenheit allen Ereignissen gegenüber.
Starte mit ersten Gehversuchen, indem Du ein wenig mehr lächelst, Dich ein bisschen mehr freust, mehr das Gute in Deinem Leben siehst, über Dich selbst lächelst, die kleinen Wunder genießt, einmal tief durchatmest, die Welt genauer betrachtest oder einfach wieder einmal einen Purzelbaum schlägst!
Mache den Anfang und zeige, wie einfach es ist, ein glücklicher Mensch an der Hand Gottes zu sein. „Lass Deine Güte über uns walten, o Herr denn wir schauen aus nach Dir!“
Meldungen aus der Union von Scranton
Begegnung mit dem Apostolischen Nuntius in Skandinavien
Am 14. Dezember trafen sich in Stockholm der Apostolische Nuntius in Skandinavien Erzbischof Henryk Józef Nowacki mit dem Bischof der Nordisch-Katholischen Kirche Roald Nikolai Flemestad. Mittlerweile sind die Begegnungen zwischen der NKK und dem Apostolischen Nuntius in Skandinavien zu einer schönen Tradition geworden. Nach den Treffen 2011 und 2012 wurde eine weitere Begegnung für 2013 vereinbart.
St. Andreas / Ebenweiler: Christmette in Ragenreute
Die Hofkapelle in Ragenreute, eine neugotische Kapelle mit einem altehrwürdigen gotischen Kreuz, war mit 32 Gläubigen - jung und alt - bis auf den letzten Platz besetzt.
Zum erstenmal leitete Pater Gerhard OPR als Priester der Christ-Katholischen Kirche die Eucharistiefeier am Heiligen Abend.
Der feierliche Gottesdienst in der mit Kerzenlicht beleuchteten Kapelle, ganz ohne Chor und Orgel, aber mit Herz und Engagement der versammelten Gemeinde, veranschaulichte die Gedanken der Predigt von der Arm-Seligkeit der Weihnacht: als Gott nicht mehr wusste, wie er sich anders verständlich machen sollte, kam er an Weihnachten durch Jesus Christus auf die Erde, armselig und gering. Hätte Jesus nicht unter uns gelebt, wäre Gott noch immer unerreichbar fern ( frei nach Frère Roger).
Nach der Christmette gab es vor der Kapelle ein kurzes Zusammensein bei Glühwein und Kinderpunsch, gestiftet von den Hausleuten Rinn. Und die zuvor im Gottesdienst erfahrene Gemeinschaft setzte sich fort im Austausch von Gedanken und dem Erleben der Heiligen Nacht.
Franziskaner-Eremiten
Herr Hubert Tassatti hat zum Jahreswechsel sein Noviziat von sich aus beendet und die Gemeinschaft verlassen
Aus der Ökumene
Römisch-Katholische Kirche beendet wissenschaftliches Forschungsprojekt zur Aufklärung des Missbrauchsskandals
Das Tischtuch zwischen den deutschen Bischöfen und dem Leiter des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen Christian Pfeiffer ist zerrissen. Waren sich ursprünglich alle Beteiligten angesichts des dramatischen Skandals bewusst, dass ein erheblicher Aufklärungsbedarf besteht, so gingen im Laufe der Arbeit die Ansichten darüber, was denn überhaupt aufzuklären sei und wie diese Ergebnisse zu deuten wären, beständig weiter auseinander. Während Pfeiffer den Bischöfen „Zensur“ vorwirft haben diese jegliches Vertrauen in ihren ehemaligen Chefaufklärer verloren. Eine Karikatur in der Süddeutschen Zeitung vom 11. Januar bringt die Situation auf den Punkt: Sowohl Pfeiffer als auch die Bischöfe machen sich aus dem Staub. Es sind die misshandelten Kinder, die auf dem Scherbenhaufen sitzenbleiben.
Eine der führenden katholischen Journalistinnen Deutschlands, Christiane Florin, kommentiert in der Beilage der Zeit „Christ & Welt“ wie folgt: „Für die Missbrauchsopfer ist das vorläufige Ende des Forschungsgroßprojekts eine Enttäuschung, aber keine Überraschung. Für die katholische Kirche ist es ein Debakel. Mit Christian Pfeiffer hatte die Deutsche Bischofskonferenz einen bekannten und vor allem mediengewandten Experten gewonnen. Wenn er die Ergebnisse verkündet – und damit wohl die Priesterschaft vom Generalverdacht erlöst - hätte, dann wäre dies medial weiträumig beachtet worden. (…) Das Debakel wäre kleiner gewesen, wenn die Kirche ihr Ringen mit dem Großprojekt schon früher öffentlich gemacht hätte. Stattdessen wurde jeder, der nachfragte, mit Floskeln abgespeist. Die Kirche wird die Aufklärung weder an Wissenschaftler noch an investigative Journalisten outsourcen können. Die Geistlichen müssen diesen Geist selbst in sich spüren, und sie müssen ihn nach außen tragen. Gelingt ihnen das nicht, werden sie Getriebene bleiben. (…) Die Studie war als deutschlandweites Projekt angelegt. Vermutlich gibt es so etwas wie eine deutsche katholische Kirche, die gemeinsame Anliegen hat, gar nicht mehr.“
Leserbriefe zur Weihe & Primiz von P. Gerhard Seidler OPR
Brief von Helga Meier aus Weingarten, 11.12. 2012
(Hintergrundinformation: ungefähr einem Monat vor seiner Weihe ist P. Gerhard in Ravensburg beim Halten an einer Ampel vom Bremspedal abgerutscht und hat die Stoßstange von Fr. Meier beschädigt. Mit der Schadensregulierung erhielt Frau Meier eine Einladung zur Primiz.)
Lieber Pater Gerhard!
Danke für Ihre Post und die Rücksendung der HUK-Servicekarte. Ich bedanke mich für die Einladung zu Ihrer Primiz. Wegen der 20 €, die jetzt wieder zu Ihnen zurückfließen, ist es erforderlich, Ihnen den Zusammenhang zu erklären.
Der Kontakt per Auto war eine Gebetserhörung. In der Zeit vorher bat ich den lieben Heiland,- einige Male nur, ob ich Priester kennen lernen dürfe, wo ich Anteil habe mit meinen Gebeten; - das Geschenk würde mich sooo freuen. Also Sie konnten gar nichts dafür, dass der Fuß vom Pedal abrutschte – ich war die Ursache.
Seit 6 Jahren und 5 Monaten bete ich für die Heilige Kirche, die Priester und Pfarreien u. a., meist nachts, im Verborgenen, manchmal faste ich auch. In 2012 habe ich nicht gefastet weil ich einen Unfall durchstehen musste mit einem zweifachen Knöchelbruch und Sehnenriss. Ich weiß genau um den wahren Hergang, aber das glaubt mir sowieso keiner, genauso wenig wie die Gebete und die Gnaden daraus. Man braucht dazu kein Geld, Internet, keinen Verein oder ein „hohes Tier“ zu sein, man braucht auch nicht aus dem Haus zu gehen.
Da ich noch nicht trittsicher bin, besonders bei diesen Eis- und Schneeverhältnissen kann ich ihre werte Einladung zur Feier leider nicht annehmen. Bei besseren Wetterverhältnissen will ich gerne in die Heilige Messe kommen. Ich freue mich auf Ihren Segen.
Herzliche Grüße, alles Gute, Helga Meier
Centa und Erwin Neuhäusler, pfadfinderisches „Urgestein“ und „Kloster Helfta – Aufbauer“ wünschen:
Möge dieser schöne Tag Dir in froher Erinnerung bleiben und Dir Freude, Kraft und Zuversicht geben in allen Tagen Deines priesterlichen Wirkens. Gott begleite Deinen Dienst für die Menschen, denen Du begegnest und ein Geschenk sein darfst mit seinem reichen Segen.
Von Ilse Kempe stammt folgender Wunsch:
Ich wünsche Ihnen Kraft und Gottes Segen und möchte Ihnen zurufen:Fange nie an aufzuhören, höre nie auf anzufangen. ...
Und Martha Ghzaiel schrieb:
Ich bin überzeugt, ... dass Du ein guter Seelsorger sein wirst. Mit Deinem Primizspruch setzt Du einen Maßstab, der nicht beim eigenen Ich stehen bleibt. ... ich wünsche Dir für Dein seelsorgerisches Wirken Standfestigkeit im Glauben und eine zuversichtliche Ausstrahlung auf die Menschen, die sich Dir anvertrauen, sowie für deine Arbeit Gottes Kraft und seinen reichen Segen.
Dr. Peter Schmidt formuliert wie folgt:
... Das Priesteramt auf seine Schultern zu nehmen erschien mir immer als eine herausragende Leistung. Wir Christen brauchen Priester dringend, die sich der Sache Christi engagiert und uneingeschränkt, eben „ganz“ verschreiben, sie als Sendung verstehen, und wie man als einzelner nicht zur ganzen Welt gesendet werden kann bzw. eine Sendung verwirklichen, so nur in einer ganz konkreten, auf bestimmte Arbeitsgebiete bezogene Weise, weil sonst Zersplitterung der Kräfte erfolgt.
Ich sehe bei Dir in Deinem bisherigen Leben Schwerpunkte, die sich hervorragend als Grundlage eigenen, um „religio“ im Ursinn, Verbindung zum Göttlichen und – als Christ – gleichermaßen zu den Menschen aufzunehmen. Zum Göttlichen durch Kulthandlungen (einschließlich Predigt und Sakramente) und Gebet, zu dem Menschen, indem Du Kontakt aufnimmst, sie begleitest, ihnen leiblich und seelisch/geistig Hilfe gibst: Ich meine Deine bewunderungswürdige Kenntnis der Heilpflanzen, die einen tiefen Naturbezug, dazu noch geschichtlich ausgeweitet, dokumentieren und dem Bruder Leib Hilfe geben können – welch ein herrlicher Anknüpfungspunkt für seelsorgerliche Arbeit in ganzheitlicher Weise. Sie bringen Dich auch immer wieder dazu, die Schöpfung Gottes als, wie schon in den Psalmen ausgedrückt und bei Paulus betont, als herrlich, als Werk Gottes zu erfassen. Auf der anderen Seite sehe ich bei Dir tiefe, wiederum historisch fundierte christliche Gläubigkeit, die in den Studien über Port Royal ihren Niederschlag fanden und geistige Nähe zu dieser Bewegung ausdrücken. Beides wird Dir ermöglichen, den notwendigen Kontakt zu den Gläubigen knüpfen zu können, um sie dann an die Hand zu nehmen.
An Deinem Leitbild „Priester“ wird wohl noch Raum sein, Erweiterungen und Vertiefungen vorzunehmen. Dazu möchte ich Dir einen Lesehinweis geben, der mich vor einigen Jahren tief beeindruckte. Es war ein Aufsatz vom gelehrten Josef Piper über katholisches Priestersein, betitelt „Was unterscheidet den Priester? Ein notwendiger Klärungsversuch, in: ders. Über die Schwierigkeit heute zu glauben, München 1974, S. 74-104. Er stellte regelrecht meine bisherigen Kenntnisse auf eine neue Grundlage, indem er den Christusbezug des Priesters lichtvoll herausarbeitete. Du reihst Dich ja auch in diese Traditionslinie ein, sogar mit dem Anspruch, die altchristliche Linie noch authentischer zu vertreten als die katholische Großkirche. Möge Dir dies in der neuen Gemeinschaft von Port Royal zum Wohle aller gelingen.
So trifft für Dich nun der tiefsinnige Wunsch zu, den wir in der ostkirchlichen Liturgie singen statt des „ite missa est“, das herrlich klingende „Mnogaja Leta“: „Gute Gesundheit, Heil und Wohlergehen“.
Es grüßt Dich von Herzen – Peter
Von Br. Friedrich, der die Primizfeier exzellent vorbereitete, kommt folgende Bitte:
Mein lieber Freund und Bruder, dass Dein Weg in die Weite zielgerichtet bleibt und dass Dich das „Hellwerden“ nicht blendet. Ich freue mich sehr mit Dir und ich bin überzeugt, dass Du als Priester einer bist, der sich um die Schafe sorgt, der sich selbst nicht als „Mietling“ versteht.
Brunhilde Fischbach schreibt:
... Von heute ab wird ein neuer Weg Dein Ziel sein. Möge er Dir gelingen, was auch immer an Schönem und Schwierigem diesen Weg säumen wird. Gottes Segen möge über allem Sein, was Du tust und was Du vorhast. Eine lebendige Christengemeinde soll Dein Herz erfreuen und Aufgaben für Dich bereithalten, die zu „meistern“ Deine Fähigkeiten und Dein Wissen über Gott und die Welt fordern. Gesundheit soll es Dir ermöglichen, Deinen Dienst in der Christ-Katholischen Kirche und auch außerhalb lange Zeit auszufüllen.
Verena und Raoul Bader, dem ich vor langer Zeit Firmpate sein durfte, beteiligten sich großherzig an der Abrechnung des Festes und sie
freuen „sich riesig, dass Dein Herzenswunsch endlich in Erfüllung gegangen ist. Wir wünschen Dir, dass Dich Dein tiefes Gottvertrauen über alle kommenden Hindernisse hinwegträgt.“
Pfarrer Christof Mayer, der neben der Pfarrei Altshausen unter anderem auch die Pfarrgemeinde St. Urban in Ebenweiler betreut, schrieb:
Lieber P. Gerhard,
Sehr herzlich gratuliere ich Ihnen zur Weihe zum Priester der Christ-Katholischen Kirche in Deutschland. Ein langgehegter Wunsch ist für Sie damit in Erfüllung gegangen und Sie sind an einer wichtigen Station ihres Lebensweges angekommen. Mögen Sie auch weiterhin stets aus der Freude an Gott leben und möge vom Brunnenhof auch in Zukunft viel Segen für die Menschen in Ebenweiler ausgehen. Ich hoffe auf eine gute ökumenische Zusammenarbeit und wünsche Ihnen und Ihren Gästen einen frohen und gesegneten Festtag.
Seit dem 18. Dezember sind Pfarrer Christof, Br. Friedrich und P. Gerhard „per Du“.
Zwei Tage nach der Primiz haben uns folgende Zeilen von Frau Siglinde Fiedler-Allmaier erreicht:
Lieber Pater Gerhard, lieber Bruder Friedrich, ich möchte mich noch einmal herzlich bedanken für diese gelungene Primizfeier und den Primizsegen. Es war ein Fest mit besonderer Atmosphäre und dem Herzen , mit guter Musik und mit der Begegnung von interessanten Menschen. Und es erstaunt mich jedes Mal, dass Sie die Gäste persönlich begrüßen. Sie hatten das ganze Fest so gut vorbereitet und es lief alles wunderbar ab. Auch beim `weltlichen`Teil habe ich zum ersten Mal Sekt ohne Alkohol getrunken - das war eine gute Idee. Und die Suppe hat auch gut geschmeckt. Alles "rund"! Ich wünsche Ihnen, lieber Pater Gerhard Ihren neuen Weg "ins Weite und ohne Finsternis" (ein Teil des Weges wird auch der alte sein) zu gehen und Ihnen, lieber Bruder Friedrich, ebenfalls mit einem bisschen veränderten Weg von Herzen Erfüllung und den Segen Gottes für Sie und den Menschen, denen Sie begegnen. Danke für alles!: Mit herzlichen Grüßen
Siglinde Fiedler-Allmaier
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